Bonsai

| Erstellt von Josef Putz, LK Salzburg

Kleine Miniaturabbilder mächtiger Bäume aufziehen und sich damit die Natur in die Wohnung oder auf den Balkon holen.

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Der Bonsai bezeichnet eine Miniaturform eines Baumes, die in einer tragbaren Schale kultiviert wird. Die Kultivierung der kleinen Bäume ist umrahmt von Lebensphilosophie und Symbolik. Jeder beliebige Baum kann zu einem Bonsai erzogen werden. Durch eigene Techniken wie das Abzupfen der Blätter und die gezielte Begrenzung von Nährstoffen und Wurzelraum werden die Bäume künstlich klein gehalten. Die daraus resultierenden Miniaturformen können durch behutsamen Pflegeschnitt geformt werden. Dabei wird versucht, den Baum so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Jeder intensive Eingriff oder das Verwenden von Drähten und Schnüren wird abgelehnt. Das Ziel ist die Erreichung eines natürlichen Miniaturzustandes des Baumes. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass jeder Bonsai als einzigartiges Kunstwerk zu sehen ist. Prinzipiell wird zwischen drei Arten des Bonsais unterschieden: Der Outdoor-Bonsai bezeichnet eine Form, die im Winter im Freien stehen gelassen wird. Sofern es sich nicht um einen extremen Winter handelt, sind diese Pflanzen winterhart. Der Kalthaus-Bonsai wiederum bezeichnet Bonsais ohne Winterhärte, welche während der kalten Jahreszeit in einem Kalthaus überwintert werden müssen.

Wenn ein Bonsai nur während der heißen Sommermonate im Freien stehen kann, so spricht man von einem Indoor-Bonsai. Die Pflege eines Bonsais ist sehr aufwendig. Düngergaben dürfen nur in kleinsten Mengen erfolgen. Je nach Art und Bedarf des Bonsaibaumes muss die Erde regelmäßig auf ihre Feuchtigkeit überprüft werden. Besonders heikel ist das Umtopfen. Bonsais benötigen spezielle Erdgemische, welche entweder selbst erstellt oder über den Fachhandel bezogen werden können.

Haustier
In China und Japan hat der Bonsai den Stellenwert eines geliebten Haustieres, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Ursprüngliche Verwendung
Die ursprüngliche Verwendung von Bonsais dürfte auf Mediziner zurückgehen, welche ihre Arzneipflanzen in Schalen mit sich trugen.

Massenproduktion
Für die Massenproduktion von Bonsaipflanzen werden verschiedenste Möglichkeiten genutzt. So werden die Pflanzen an den Wurzeln verkrüppelt, mit chemischen Stauchemitteln behandelt oder als schlichte Steckhölzer verkauft. Alle diese Methoden widersprechen der asiatischen Tradition des Bonsais.

Wahre Juwelen
In der westlichen Welt wird der Bonsai nach wie vor hauptsächlich als skurriler Gegenstand behandelt und bewertet. Doch abseits der Massenproduktion befinden sich auch in Europa und Amerika wahre Juwelen unter den liebevoll aufgezogenen und kultivierten Bonais. Diese Pflanzen werden nur selten am freien Markt angeboten. Denn ein Grundsatz der Philosophie rund um den Bonsai besagt, dass ein Bonsai keinen Wert haben kann, schließlich ist er unersetzbar und damit unverkäuflich.

Die kulturellen Wurzeln des Bonsais liegen im fernen China, wo erste Aufzeichnungen über das Kultivieren von kleinen Töpfen in mobilen Schalen um 800 n. Chr. auftauchen. Mit Handelsschiffen und buddhistischen Missionaren gelangte die Pflanze nach Japan, wo sie zu einem wichtigen Bestandteil der Gesellschaft wurde. Das richtige Pflegen und Kultivieren eines Bonsais spiegelte für die Japaner den Zustand der Seele wider. In Europa tauchten die ersten Bonsai-Bäume gegen Ende des 19. Jh. auf. Für die Europäer wirkten die zierlichen kleinen Bäume skurril, die intensive Feinfühligkeit der Asiaten um ihre Pflanzen wurde als Unterlegenheit gegen die dominierenden Europäer gedeutet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich der Bonsai langsam in den europäischen Wohnungen etablieren. Vor allem die Massenproduktion von Billigbonsais sorgt heute für seine hohe Verbreitung und Beliebtheit. Die aus der Massenproduktion entstandenen Pflanzen pervertieren jedoch die Bedeutung und den Stellenwert, welcher den kleinen Bäumen von den Asiaten gegeben wurde.

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