Zukunft pflanzlicher Proteine
Wo die Reise in Österreich hingeht
Pflanzliche Proteine liegen im Trend – aber was steckt dahinter? Welche Pflanzen liefern Eiweiß, welche sind für unsere Landwirt:innen am wichtigsten und welche Rolle spielt der Geschmack? Wir zeigen dir, warum pflanzliche Alternativen zu Fleisch nicht nur für Veggies interessant sind – sondern für alle, die gutes Essen und abwechslungsreiche Gerichte mögen.
Pflanzen statt Steak?
Fleisch liefert viel Eiweiß – klar. Doch auch viele pflanzliche Lebensmittel enthalten hochwertiges Protein. Dazu zählen etwa Sojabohnen, Linsen, Erbsen oder Ackerbohnen. Diese Pflanzen können einen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten – ganz unabhängig davon, ob man komplett auf Fleisch verzichtet oder nicht. Immer mehr Menschen interessieren sich für pflanzliche Eiweißquellen – aus gesundheitlichen, ethischen oder ökologischen Gründen.
Eiweiß sorgt nicht nur (wie Kohlenhydrate) dafür, dass wir satt sind, sondern unterstützt auch die Muskeln bei Aufbau und Reparatur. Deshalb schwören Sportler:innen auf Proteinriegel, -shakes und gut gefüllte Bowls! Das Wunderwuzzi Eiweiß gibt es deshalb zum Glück in vielen Varianten:
- Fleisch/Wurst: Hendl, Pute, Rind, Schwein, Wild, Lamm etc.
- Tofu, Tempeh & Seitan: diese Produkte werden in Bowls gerne als eiweißreicher Fleischersatz verwendet.
- Hülsenfrüchte: Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Edamame etc.
- Eier: Huhn, Wachtel etc.
- Käse von Kuh, Schaf & Ziege: Hüttenkäse, Frischkäse, Mozzarella, Schafkäse, Ziegenkäse etc.
- Fisch, Garnelen & Co
- Pilze: Champignons, Kräuterseitling, Austernpilze, Shiitake-Pilze, Eierschwammerl, Steinpilze etc.
Welche Pflanzen liefern Eiweiß?
Nicht jede Pflanze eignet sich gleich gut zur Eiweißgewinnung. Besonders im Fokus stehen hierzulande sogenannte Körnerleguminosen wie Sojabohne, Körnererbse und Ackerbohne. Sie reichern den Boden mit Stickstoff an, sind wichtig für die Fruchtfolge am Feld und liefern bei richtiger Verarbeitung hochwertiges Protein. Besonders die Sojabohne sticht dabei heraus: Sie hat einen hohen Proteingehalt und ist für unsere Bäuerinnen und Bauern wirtschaftlich am rentabelsten.
Vom Feld aufs Teller
Bevor pflanzliche Proteine als Tofu, Drink oder andere Produkte auf deinem Teller landen, braucht es einiges an Know-how und Verarbeitung. Die Bohnen müssen zunächst gereinigt und aufgeschlossen werden, bevor sie weiterverarbeitet werden können. Dabei spielen moderne Technologien eine wichtige Rolle – etwa beim Emulgieren für Drinks oder beim Texturieren für Gele und Tofu.
Außerdem müssen ernährungsphysiologische Aspekte beachtet werden, zum Beispiel um unlösliche Proteine zu reduzieren. Am Ende soll das Produkt nicht nur gesund sein, sondern auch überzeugen: mit gutem Mundgefühl, stabilem Geschmack und einer appetitlichen Konsistenz. Denn klar ist: Nur was schmeckt, landet auch regelmäßig in der Einkaufstasche.
Beispiele für fleischlose Eiweißquellen
© Brent Hofacker/stock.adobe.com Tofu ist ein pflanzliches Lebensmittel, das aus Sojabohnen hergestellt wird. Es ist eine beliebte Eiweißquelle in der vegetarischen und veganen Ernährung und hat eine neutrale Geschmacksbasis, die es vielseitig einsetzbar macht. Die Herstellung von Tofu beginnt mit dem Einweichen der Sojabohnen, gefolgt von dem Schritt des Mahlens und Kochens mit Wasser. Nach dem Kochen wird die Flüssigkeit von den Feststoffen getrennt. Der erhitzte Sojadrink wird dann mit einem Gerinnungsmittel wie Nigari oder Kalziumsulfat vermischt, um das Eiweiß gerinnen zu lassen. Die geronnene Mischung wird in Formen gegossen, wobei überschüssige Flüssigkeit entfernt wird. Anschließend erfolgt das Formen und Pressen des Tofus, um ihm seine feste Konsistenz zu verleihen. Es gibt auch verschiedene Sorten von Tofu, wie zum Beispiel Seidentofu für cremige Desserts oder festeren Tofu für Pfannengerichte oder zum Grillen. Tofu kann mariniert, gebraten, gebacken oder gegrillt werden und bietet eine hervorragende Eiweißquelle. Es enthält auch nur 72kcal/100 g, was ihn zu einer gesunden Option macht. Mit seinem neutralen Geschmack nimmt Tofu auch gut Aromen auf und kann in einer Vielzahl von Gerichten verwendet werden, von Salaten über Suppen bis hin zu Hauptgerichten und Bowls.
© Elisabeth Heidegger/LK NÖ Seitan, hergestellt aus Weizengluten, ist eine beliebte Alternative in der vegetarischen und veganen Küche. Mit seiner fleischähnlichen Textur, einem hohen Eiweißgehalt und wenig Fett ist Seitan eine vielseitige Option. Er entwickelt beim Kochen eine fleischartige Konsistenz und ist geschmacksneutral, ideal zum Aufnehmen verschiedener Aromen. Schon im alten China und Japan wurde Weizengluten von Buddhisten als Ersatz für Hühner- und Schweinefleisch verwendet. Heutzutage findet Seitan immer noch Verwendung in der traditionellen japanischen Tempura-Küche.
© Elisabeth Heidegger/LK NÖ Tempeh, ein fermentiertes Lebensmittel aus Sojabohnen, hat seinen Ursprung in Indonesien und wird dort seit Jahrhunderten hergestellt. Heutzutage erfreut sich Tempeh aufgrund seiner gesundheitlichen Vorteile und vielseitigen Verwendbarkeit auch in anderen Teilen der Welt großer Beliebtheit. Aufgrund seines hohen Eiweißgehalts und seiner Nährstoffdichte wird Tempeh in vegetarischen und veganen Ernährungsweisen geschätzt. Es besitzt eine feste Textur und nimmt Aromen gut auf, wodurch es sich ideal zum Braten, Grillen, Marinieren und als Zutat in verschiedenen Gerichten eignet.
Hülsenfrüchte sind von Natur aus schwer verdaulich, es sei denn, sie werden fermentiert. Durch die Beimpfung von gekochten Hülsenfrüchten mit einem weißen Edelschimmel entsteht ein Fermentationsprodukt. Während der Fermentation bildet sich ein weißes Myzel, das sich um die Hülsenfrüchte legt und sie zu einem kompakten Kuchen zusammenwachsen lässt. Dabei werden die Hülsenfrüchte leichter verdaulich gemacht. Tempeh wird in der Regel aus Soja hergestellt, kann aber auch aus Käferbohnen, Linsen, Kichererbsen, Süßlupinen, Kidneybohnen und Schwarzen Bohnen hergestellt werden. Jede Sorte verleiht dem Tempeh einen einzigartigen Geschmack.
© M.Studio/stock.adobe.com Pflanzlich ist nicht automatisch nachhaltig
Viele Menschen verbinden pflanzenbasierte Ernährung automatisch mit Nachhaltigkeit – aber so einfach ist es nicht. Auch der Anbau, die Verarbeitung und der Transport hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck. Deshalb ist Regionalität ein wichtiger Faktor: Wer heimische Eiweißpflanzen aus Österreich kauft, unterstützt kurze Wege, unsere Bäuerinnen und Bauern und kann sicher sein, dass strengere Umweltstandards eingehalten wurden.
© Budimir Jevtic/stock.adobe.com
© sebra/stock.adobe.com_212109441
Was zählt ist der Geschmack
Laut einer aktuellen Studie spielen Preis und Rabattaktionen nach wie vor eine große Rolle bei der Kaufentscheidung. Vegane und vegetarische Ernährung wird nur selten direkt mit Nachhaltigkeit verknüpft. Umso wichtiger ist es den Befragten, dass pflanzliche Eiweißprodukte vor allem gut schmecken und ein rundum positives Genusserlebnis bieten.
Regionalität finden beim Einkauf leicht gemacht
Das AMA-Gütesiegel für Ackerfrüchte (Hülsen- und Ölfrüchte, pflanzliche Drinks) könnte hier in Zukunft Orientierung bieten, welche pflanzlichen Lebensmittel aus Österreich stammen und so auch zur Wertschätzung pflanzenbasierter Ernährung einen wichtigen Beitrag leisten.
Was ist das AMA-Gütesiegel?
Das AMA-Gütesiegel steht für Lebensmittel mit besonders hoher Qualität und klar nachvollziehbarer Herkunft. Es ist auch staatlich anerkannt! Die Produkte, welche mit dem AMA-Gütesiegel gekennzeichnet sind, werden mehrfach kontrolliert und erfüllen strengere Anforderungen als gesetzlich vorgeschrieben. So bietet das Gütesiegel Konsument:innen eine wertvolle Orientierung beim Einkaufen.
Lebensmittelverschwendung vermeiden
Die neuen Österreichischen Ernährungsempfehlungen wurden 2025 aktualisiert und beziehen neben Ernährungs- und Gesundheitsauswirkungen erstmals auch Umwelt- und Klimaaspekte mit ein. Entlang der Wertschöpfungskette der Lebensmittel werden vom Ressourceneinsatz beim Anbau der Rohstoffe über den Transport bis hin zur Verarbeitung der ökologische Fußabdruck bewertet. Rund ein Drittel aller vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen sind auf die Lebensmittelproduktion und daraus resultierende Ernährungsweisen zurückzuführen. Besonders fatal ist es daher, wenn Lebensmittel weggeworfen werden.
© unsplash Veranstaltung zu pflanzlichen Proteinen
Im Juni 2025 fand in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich in St. Pölten der 7. Round Table der Initiative “Alternative Proteins4Food” statt – organisiert vom ecoplus Lebensmittel Cluster Niederösterreich, der Landwirtschaftskammer NÖ und AMA Marketing GmbH. Rund 60 Expert:innen aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Forschung diskutierten über die Zukunft pflanzlicher Proteine als Ersatz tierischer Produkte. Wie kann aus heimischen Pflanzen hochwertiges, schmackhaftes und nachhaltiges Essen entstehen? Im Mittelpunkt standen heimischer Soja, Ackerbohne und Erbse – aber auch der Austausch zwischen Praxis und Forschung.
Fazit: Mehr Vielfalt auf dem Teller
Pflanzliche Proteine sind keine Modeerscheinung, sondern ein echtes Zukunftsthema. Sie ergänzen den Speiseplan sinnvoll, können die Umwelt schonen und bringen neue Geschmackserlebnisse für jeden Gusto. Ob als Burger-Patty, in Bowls oder im Shake – pflanzliches Eiweiß hat viele Gesichter. Wichtig ist: Wer auf Qualität, Herkunft und Verarbeitung achtet, kann guten Gewissens genießen – egal, ob mit oder ohne Fleisch.