Schweinehaltung
So geht geht es den Schweinen in Österreich
In Österreich findet die Schweinehaltung im internationalen Vergleich nach wie vor in verhältnismäßig kleinen Betrieben statt. Aber auch in der Schweinehaltung gibt es Veränderungen: Die Zahl der Schweinebauern geht deutlich zurück.
© fraukoeppl/LK NÖ In Österreich findet die Schweinehaltung im internationalen Vergleich nach wie vor in verhältnismäßig kleinen Betrieben statt. Aber auch in der Schweinehaltung gibt es Veränderungen: Die Zahl der Schweinebauern geht deutlich zurück. Waren es im Jahr 2000 noch 63.908 Schweinebauern, sind es 2022 nur noch ca. 19.200 Betriebe die Schweine halten, davon sind ca. 4.000 Betriebe in Niederösterreich. Wie in anderen Ländern steigt die Zahl der Schweine pro Betrieb, der durchschnittliche Bestand hat sich in den letzten 20 Jahren von 35 Tieren auf 110 Tiere erhöht. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Beispielsweise verstärkt das enge Verhältnis von Kosten und Erlöse in der Schweinehaltung die Entwicklung hin zu größeren Beständen. Die Größe des Betriebs entscheidet darüber, ob ein Familieneinkommen aus der Schweinehaltung erwirtschaftet werden kann. Aber auch sich ändernde Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich kleinere Betriebe aus der Schweinehaltung zurückziehen.
Der Großteil der schweinehaltenden Betriebe ist in Oberösterreich (26 %), Niederösterreich (20 %) und der Steiermark (23 %) angesiedelt. Also in den Ackerbauregionen. Die Betriebe erzeugen ihr Futter zum großen Teil auf der eigenen Fläche und nutzen den Wirtschaftsdünger aus der Schweinehaltung wiederum als Nährstoff für den Ackerbau. Rund 5.000 der schweinehaltenden Betriebe wirtschaften biologisch.
Die Schweinezucht in bäuerlich organisierten Zuchtverbänden ist ebenfalls ein Merkmal der österreichischen Landwirtschaft. Schweine stammen zum überwiegenden Teil von österreichischen Schweinen ab. Diese Art der Zuchtorganisation ist eine Besonderheit, hingegen sind im Ausland viele im Umfeld internationale Zuchtunternehmen tätig. Dadurch ist es österreichischen Betrieben möglich, Zuchtziele eigenständig zu definieren und zu verfolgen.
© Marlene Weitzenböck/LK NÖ Der Großteil der Schweine, welche in Österreich gemästet und geschlachtet werden, ist auch auf heimischen Betrieben geboren.
Geburt und Säugezeit
Fünf Tage vor der Geburt und der anschließenden vierwöchigen Säugezeit ist die Sau im Abferkelschutzkorb untergebracht. Hier werden die Ferkel durch ein Trenngitter gegen das Erdrücken durch die Sau geschützt, da sich diese beim Abliegen immer wieder auf Ferkel legt und diese tot drückt. Durch die Einschränkung in der Bewegung und die Schaffung eines eigenen Bereichs für die Ferkel wird dieses Erdrücken vermindert. In den letzten Jahren sind im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts neue Abferkelbuchten entwickelt worden, die den Sauen während der Säugezeit mehr Bewegungsmöglichkeit und Platz bieten und gleichzeitig die Ferkel schützen. Bis zum Jahr 2033 müssen alle Sauenhalter ihre Betriebe auf diese neuen Bewegungsbuchten umbauen. In der Bioschweinehaltung dürfen Sauen während der Säugezeit nicht fixiert werden.
Ferkelaufzucht und Mast
Nach der Säugezeit im Alter von vier Wochen werden die Ferkel mit anderen Würfen in Gruppen zusammengefasst.
Schweine sind soziale Tiere und werden daher in Gruppen gehalten. In der Gruppe bilden die Tiere eine Rangordnung aus. Mit 30 kg bzw. ca. drei Monaten werden die jungen Schweine an einen Mastbetrieb überstellt oder in einem anderen Stall am gleichen Betrieb gehalten.
Schweine sind soziale Tiere und werden daher in der Regel in Gruppen gehalten.
Die Mindestanforderungen an Schweineställe sind durch eine EU-Richtlinie für alle Mitgliedsstaaten geregelt. Österreich hat diese Mindestanforderungen in die erste Tierhaltungsverordnung übernommen und geht in einzelnen Bereichen (z. B. in der Zuchtsauenhaltung) darüber hinaus. Die Mindestanforderungen an die Bio-Schweinehaltung sind ebenfalls in einer EU-weit geltenden Verordnung geregelt. Im Vergleich zur Tierhaltungsverordnung sieht diese Verordnung ein größeres Platzangebot je Schwein vor. Außerdem sind ein Auslauf und Einstreu Pflicht.
In der Schweinehaltung werden üblicherweise Vollspaltenböden oder perforierte Bodenelemente eingesetzt, um Schweine durch die rasche Ableitung der Ausscheidungen gesund und sauber zu halten, sowie den Kosteneinsatz zu reduzieren. Wenn der gesamte Boden der Bucht perforiert ist und es keine erkennbare Struktur gibt, spricht man von einer „unstrukturierten Vollspaltenbucht“. Ab 2040 dürfen keine Stallungen mehr unstrukturierten Vollspaltenbuchten haben. Da Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe auf mehrere Jahrzehnte berechnet werden müssen, ist eine Übergangsfrist notwendig. Ein sofortiges Verbot würde die Selbstversorgung massiv gefährden und die Produktion ins Ausland auslagern. In Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis wird nun an praxistauglichen Alternativen gearbeitet. Gleichzeitig setzt die österreichische Schweinebranche auf den Ausbau von Tierwohlprogrammen, die aufgrund des höheren Erlöses schon jetzt ohne Vollspaltenbuchten auskommen.
Das Wohlbefinden von Tieren hängt aber nicht allein von Abmessungen und technischer Ausstattung ab. Es wird u. a. durch die Fütterung, das Stallklima, Maßnahmen zur Biosicherheit und Hygiene sowie das Tiergesundheitsmanagement maßgeblich beeinflusst. Damit liegt ein großer Teil der Verantwortung für das Wohlergehen von Tieren in der Hand des Tierhalters. Das Sprichwort „Das Auge des Herrn mästet sein Vieh“ gilt daher auch heute noch, auch wenn technische Hilfsmittel die Arbeit erleichtern.
Schweinefutter besteht zu ca. 70-85 % aus Getreide und Mais, welches in Österreich meist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft von den Schweinebetrieben selbst auf den hofeigenen Flächen angebaut wird. Damit ein ausgewogenes Futter entsteht, das dem Bedarf der Tiere entspricht, werden die hofeigenen Futtermittel mit eiweißreichen Futtermitteln (ca. 15 % der Ration) wie Raps- und Sojaextraktionsschrot oder Körnerleguminosen und notwendige Mineralstoffe und Vitamine ergänzt. Aufgrund seiner günstigen Nährstoffzusammensetzung ist Soja ein ideales Eiweißfuttermittel für Schweine.
Im Rahmen der Eiweißstrategie des BML soll der Anbau heimischer Eiweißpflanzen ausgebaut werden, um unabhängiger von Importen von gentechnisch verändertem Übersee-Soja aus dem Ausland zu werden. Außerdem soll die Fleischproduktion aus Qualitätsprogramme, die nur den Einsatz europäisch gentechnikfreier Eiweißquellen erlauben, gefördert werden. Durch die gezielte Untersuchung der Futterkomponenten wird die Zusammensetzung des Futters laufend an die neuen Erkentnisse angepasst.
Der Kot und Urin der Schweine werden am Betrieb gesammelt und als Wirtschaftsdünger wieder auf die eigenen Felder ausgebracht. Der Wirtschaftsdünger liefert damit wertvolle Nährstoffe für die nächste Ernte.
© fraukoeppl