Fischhaltung
Die Fischhaltung erfolgt in drei Systemen
In der Fischhaltung lassen sich drei Aquakultursparten unterscheiden, die in Österreich relevant sind. Die Fischarten sind ihren Bedürfnissen nach der jeweiligen Haltungsform zugeteilt.
Teichwirtschaft
Die traditionelle Teichwirtschaft für die Zucht und Mast von Karpfen und Nebenfischen
Durchflussanlagen
Zucht und Mast von Forellen in Durchflussanlagen
Teichwirtschaft hat in Österreich eine sehr lange Tradition. Schon seit dem 8. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen, die diese Form der Fischzucht belegen. In Österreich gibt es ca. 2.700 Hektar Teichfläche, von denen sich die meisten mit ca. 1.650 Hektar im niederösterreichischen Waldviertel, sowie in der Südsteiermark befinden. Die Bewirtschaftung erfolgt meist durch Familienbetriebe, welche kleinstrukturiert aufgebaut sind und ihre Fischprodukte hauptsächlich über Direktvermarktung absetzen. Als Hauptfisch wird Karpfen gehalten, als Nebenfische Zander, Hecht, Schleie, europäischer Wels, Amur usw. Der Karpfen eignet sich insofern besonders gut, da er nicht nur robust ist, großes Wachstumspotential hat und sein Fleisch einen feinen Geschmack aufweist, sondern vor allem beim Zufüttern von Getreide die Stärke verwerten kann und daher besonders nachhaltig produziert werden kann.
Der Hauptfisch der naturnahen Teichwirtschaft ist der Karpfen. Da diese nur in den wärmeren Monaten wachsen und im Winter ihre Nahrungsaufnahme beinahe völlig einstellen, erfolgt im Herbst oder zeitig im Frühjahr das Abfischen der Teiche. Hierfür wird der Teich beinahe bis zur Gänze geleert und die Fische verbleiben an der tiefsten Stelle, wo sie händisch wie vor Jahrhunderten in Handarbeit mit Zugnetz, Keschern und Bottichen herausgefischt werden.
Anschließend erfolgt die Sortierung nach Größe und Fischart. Werden die Karpfen nicht gleich geschlachtet, werden sie bis zum Verkauf in durchströmten Hälteranlagen gehalten, um frisch angeboten werden zu können. Der Teich dient bei der Karpfenzucht den Fischen nicht nur als Lebensraum, sondern ebenso als Futterplatz, da die Hälfte der Nahrung der Karpfen aus Plankton und Bodentieren besteht. Die anderen 50 % werden zugefüttert und setzen sich aus Getreide zusammen, aus welchem sie die Stärke verwerten können.
Die Karpfenproduktion ist eng an das Vorhandensein von ausreichend Teichfläche gebunden. Die Teiche erfüllen neben ihrer direkten Produktionsnutzung auch weitere vielfältige Funktionen. So bieten sie zum Beispiel Lebensraum für verschiedenste Tiere und Pflanzen, mäßigen Klimaextreme wie beispielsweise Hitze und Hochwässer und prägen das Landschaftsbild, wodurch sie von Einheimischen und Touristen geschätzt werden. Nur durch Bewirtschaftung eines Teiches können diese ökologisch hoch wertvollen Flächen aber auch erhalten werden, da sie sonst in kurzer Zeit verschilfen und mittelfristig auch verwalden. Ein großes Problem stellen für die Teichwirte die verschieden Fischfresser – auch Prädatoren genannt – dar. So können nicht alle Teiche vor Fischottern, Graureihern und Kormoranen effektiv durch Zäunung oder Überspannung geschützt werden, weshalb große Ausfraß-Schäden in der Teichwirtschaft entstehen.
Wie die Karpfenzucht, wird auch die Forellenproduktion in Österreich überwiegend klein strukturiert in Familienunternehmen betrieben, welche unter 50 t pro Jahr produzieren und die Eigenerzeugnisse über Direktvermarktung oder Einzelhändler an die Endverbraucher bringen.
Der Begriff Durchfluss deutet schon darauf hin, dass das Wasser im Teich durch Zufluss ausgetauscht wird, nämlich mind. 4-5 Mal täglich. In Österreich wird die Forellenzucht vor allem in Naturteichen betrieben, wo eine gute Wasserversorgung gewährleistet werden kann, denn für diese Zuchtform sind die zufließende Wassermenge und -qualität von großer Bedeutung. Das Wasser muss demnach nicht nur rein und kühl sein, sondern ebenso sauerstoffreich, damit Forellen und Saiblinge höchster Qualität gezüchtet werden können. Neben dem Sauerstoffgehalt ist vor allem die Fütterung ein wichtiger Aspekt, da Forellen sehr wohl kannibalisch veranlagt sind. Sie ernähren sich zwar vorwiegend von Insekten und -larven, später jedoch von Fischen und sogar Tieren ihrer eigenen Art. Deshalb müssen sie regelmäßig proteinreiches Futter erhalten, welches ebenso ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe enthält und ihren Ansprüchen gerecht wird. Das Rohmaterial für das Forellenfutter setzt sich zu 55 % aus pflanzlichen Teilen, 30 % Fischmehl und 15 % Fischöl zusammen. Durch den Aufschluss der Stärke im Futter, wurde die Zucht noch effizienter gestaltet, da das Futter nun besser verdaut werden kann, und durch die höheren Energiegehalte die Umsatzrate gesteigert werden konnte und die Ausscheidungen verringert wurden. Allerdings muss dringend an einer Alternative für Fischmehl geforscht werden, da das Angebot sinkt.
Eine Durchflussanlage setzt sich zusammen aus Teichen, Fließkanälen, Rundbecken, Gräben, Teichdämmen, Bruthäusern, Betriebsgebäuden und Produktionsflächen und –räumen. Eine Minimierung des Fischbestandes aufgrund von Fischereischädlingen wie Fischotter, Graureiher, Kormorane usw. wie in der Teichwirtschaft ist in hohem Ausmaß gegeben und trägt wesentlich zur Erschwerung der Bewirtschaftung bei.
Die Idee hinter dieser Anlage ist sowohl die Nutzung von Ressourcen, als auch die Minimierung des Wasserverbrauchs. So können bei gleichzeitig niedriger Wassererneuerung, die Wärme und Nährstoffe im Wasser weiter genutzt werden, beispielsweise in Form von Aquaponik oder Abwassernutzung. Darüber hinaus kann außerdem der pH-Wert und eben auch die Temperatur gesteuert werden.
Die (Warmwasser-)Kreislaufanlage ist aufgebaut aus einem Becken, in welchem die Fische gehalten werden, einer Anlage zur Entfernung von Feststoffen und einem Biofilter. Dieser ist mitunter der wichtigste Bestandteil, da er Lebensraum ist für Bakterien und Mikroorganismen, welche zur Reinigung des Wassers beitragen. Die Anlage eignet sich sowohl für Afrikanische Welse, als auch für Tilapia (Afrikanische Buntbarsche), da für die Haltung dieser Fische in der Kreislaufanlage der Wissenstand im technischen und fachlichen Bereich vergleichsweise niedrig sein kann. Da die Kreislaufanlage standortungebunden ist, können Fische ganzjährig gezüchtet werden und geschützt vor Fischfressern können unter optimalen Bedingungen hohe Wachstumsraten erzielt werden.
Werden die Fische in einem biologisch wirtschaftenden Aquakulturbetrieb gehalten, muss die Anlage nicht nur ausreichend Bewegungsraum bieten, den Bedürfnissen hinsichtlich Wasserqualität, Temperaturen und Lichtverhältnisse gerecht werden, sondern ebenso der Boden naturnahe gestaltet sein. Eine geschlossene Kreislaufanlage ist verboten, sofern es sich nicht um eine Brut- oder Jungtierstation handelt. Zahlreiche Aufzeichnungen sind zu machen, welche bei der Setzlingsproduktion (d.h. Abstreiftermine, Menge, Verluste usw.) beginnen und weit über die Aufzeichnung bei Sofortmaßnahmen im Notfall (z.B. Sauerstoffzufuhr) hinausgehen.
© JB/Archiv Aqua Weiterführende Links
- Videomaterial zur Otterabwehr
- Informationen zu Teiche in der Landwirtschaft
- Grundlegende Informationen zu Fischzucht in Warmwasser-Kreislaufanlagen
- Videos zu Aquakultur in Warmwasserkreislaufanlagen