Putenhaltung in Niederösterreich
Hohe Standards in der Haltung bringen mehr Genuss auf's Teller
Eine Putenroulade zu Ostern, Putenstücke fürs Silvesterfondue oder ein Putenschnitzerl beim sommerlichen Frühschoppen, mhm, schmeckt das köstlich! Aber von wo kommt das Putenfleisch und macht es eigentlich einen Unterschied ob aus dem Inland oder Ausland? Die wenig überraschende Antwort vorweg: Ja, es gibt Unterschiede!
Putenfleisch hat immer mehr Fans
Putenfleisch oder generell Geflügelfleisch boomt. Es wird gerne zubereitet und noch lieber verspeist. Da ist es nicht weit hergeholt, wenn Bäuerinnen und Bauern in Österreich vermehrt auf Putenhaltung umsteigen, um die große Nachfrage von den großen und kleinen Esser:innen zu decken. Vor allem während der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach heimischen Produkten an und an und an. Derzeit gibt es in Niederösterreich 45 Betriebe, die Putenhaltung nach modernsten Tierwohlstandards führen.
Tierwohl als Herzensanliegen
In Österreich befinden sich sowohl die Tierhaltung als auch die Produktion auf einem sehr hohen Niveau. Kein Wunder, denn das Tierwohl ist ein großes Anliegen unserer Bäuerinnen und Bauern. Es soll ja den Tieren gut gehen, die sie betreuen. Ganz egal, ob es die Milchkühe in der Milchviehhaltung sind, oder ob es die Fleischproduktion im Geflügel- oder Schweinebereich ist. Denn wir alle wissen: Nur gesunde Tiere werden am Ende des Tages auch gesunde Produkte bringen. Und damit die Tiere gesund bleiben, achten nicht nur die Bäuerinnen und Bauern darauf, sondern es gibt auch viele Kontrollen, die das überprüfen. Das heißt, auf ein hohes Tierwohl wird in Österreich besonders viel Wert gelegt, von der Landwirtschaft und der Gesellschaft.
© Paula Pöchlauer-Kozel/LK NÖ Wusstest du, dass ...
... wir bei der Putenproduktion in Österreich europaweit die strengsten Gesetze haben? Das äußert sich in vielfältiger Weise. Es kommt zum Beispiel häufig vor, dass Puten im Ausland überhaupt kein Tageslicht abbekommen. Bei den Tierwohl-Standards in Österreich sieht das ganz anders aus!
Hohes Tierwohl heißt höhere Kosten
Schauen wir uns einmal die Tieranzahl im Stall an, die sogenannte Besatzdichte. Gesetze geben vor, wie viele Einzeltiere pro Quadratmeter gehalten werden dürfen. Hier räumt das Gesetz in Österreich den Puten die meiste Fläche ein. Denn wie gesagt, Tierwohl liegt den Bäuerinnen und Bauern, den Konsumentinnen und Konsumenten und dem Staat sehr am Herzen. So etwas bleibt natürlich nicht ohne Folgen, denn wenn im Ausland nahezu doppelt so viele Puten in einem Stall sein dürfen, kann das Putenfleisch dort billiger produziert werden. Und billigere Produktionskosten heißt, billigeres Putenfleisch im Kühlregal.
Zusätzlich zu diesen strengeren Haltungsbedingungen müssen wir den Tieren einen Wintergarten anbieten und erhöhte Ebenen. Da kann sich das Tier dann frei entscheiden, ob es nach draußen geht, quasi die Sonne genießt, oder hereingeht und auf erhöhten Ebenen herumspringt. Auch das Futter wird genau vorgegeben.
Martins Betrieb ist einer von 45 Putenbetrieben in Niederösterreich. Der Stall ist nach den modernsten Standards des Tierwohls gebaut und die sind in Österreich bei weitem höher, als die EU vorgibt.
Fleisch ist also nicht gleich Fleisch
Die Konsument:innen merken von dem niedrigeren Tierwohl-Standard im Ausland nichts, schaut ja das Putenfleisch im Supermarkt nebeneinander im Kühlregal geschlichtet nicht anders aus. Sie sehen nur das Ergebnis, das Fleisch aus dem Ausland ist billiger. Deshalb fällt die Auswahl viel zu oft auf billige Ware aus dem Ausland, anstelle auf hochwertiges Fleisch mit inkludiertem Tierwohl aus dem Inland. Vor allem, wenn bei Aktionen des Lebensmittelhandels noch extra auf die importierten Billigprodukte hingewiesen wird, lassen diese dann unsere Produkte ums Doppelte teurer erscheinen.
Die große Kostenfrage
Tierhaltung ist kein leichtes Handwerk. Man ist rund um die Uhr und jeden Tag persönliche:r Betreuer:in einer ganzen Tierschar. Damit es dieser gut geht, müssen große Investitionen getätigt werden. Und dann gibt es auch noch die gesellschaftlichen Ansprüche, die erfüllt werden wollen. Alles eine Kostenfrage.
Wenn heute Tierhalter:innen um Millionen Euro Ställe nach modernsten Standards des Tierrechts bauen, dann ist dieser Kredit nicht von heute auf morgen zurückgezahlt. Um diese Summe nicht fehlerhaft zu investieren – sprich, es gibt eine neue politische Richtlinie und der Stall müsste neu gebaut werden – wurde im Tierschutzgesetz eine 25-jährige Frist festgesetzt. Wenn heute in Plan A investiert wird, sollte morgen Plan A auch noch gelten. Dieser Meilenstein wurde geschafft.
Tierwohl bestellt, geliefert und nicht abgeholt
Die Gesellschaft fordert höheres Tierwohl. Laut einer Studie wünschen sich 87% der Konsument:innen einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren. Doch das tatsächliche Kaufverhalten zeigt etwas Anderes. Das ist nicht nur bei den Puten so, sondern im Schweinebereich genau das Gleiche, denn dort beträgt der Anteil von verkauftem Tierwohl-Fleisch ca. 5%. Deshalb sind jetzt die Konsument:innen gefragt! Wenn sie sich regional und von tierwohlgerechter Haltung ernähren wollen, müssen sie zwar ein wenig tiefer in die Tasche greifen, dadurch unterstützen sie aber auch die heimische Landwirtschaft und tragen zur Stärkung der Versorgungssicherheit bei. Im Mehr-Wert liegt auch Mehr-Genuss.
Heimisches Putenfleisch finden nicht nur Sachensucher
Gütesiegel sind nicht nur bunte Logos, sie sagen auch etwas aus. Trägt also zum Beispiel Putenfleisch ein AMA-Gütesiegel, so kann man sich darauf verlassen, dass das Tier nicht nur in Österreich geboren wurde, sondern auch hier nach unseren hohen Standards gefüttert, aufgezogen, geschlachtet, zerlegt und gegebenenfalls verarbeitet wurde. Betriebe, deren Fleisch mit AMA-Gütesiegel ausgezeichnet wird, werden regelmäßig kontrolliert und übertreffen sogar die gesetzlichen Vorgaben. Als Bio-Version gibt es auch das AMA-Biosiegel. Also wenn das keine Orientierungshilfe ist!