Tinkturen ohne Alkohol

Heilwirkung promillefrei verpackt


Moderne Tinkturen bestehen zu 90 Prozent aus Alkohol. Für Menschen, die keinen Alkohol trinken oder eine kranke Leber haben, sowie für Kinder sind sie nicht geeignet. Die Lösung sind Tinkturen, zum Beispiel aus Asche, Honig oder Natron. Wie sie wirken und wie man sie herstellt, haben wir bei einem Kräuterseminar erfahren.

Tinkturen zählen neben Tees und Ölen zu den wichtigsten Kräuterextrakten. Sie stärken vorbeugend die Gesundheit und helfen bei Krankheiten und Verletzungen, zum Beispiel wendet man eine Beinwellauflage bei Verstauchungen oder ein Schwarzpappelpflaster bei Wunden an.

Mehr als 90 Prozent der modernen Tinkturen basieren auf Alkohol. Er desinfiziert, wirkt antibakteriell und unterstützt die Wundheilung. Außerdem macht er die Tinktur haltbar und wirkt als Katalysator für die rasche Wirkstoffaufnahme. Seine gleichbleibende Qualität ermöglicht es, Tinkturen zu standardisieren – ein wichtiges Kriterium für Arzneimittel im Handel. Trotz aller Vorteile birgt hochprozentiger Alkohol in Tinkturen auch Nachteile für den menschlichen Körper.

Alkohol war nicht immer die Basis

Tinkturen gab es schon vor der Entdeckung des Alkohols vor mehr als 1.000 Jahren. Damals wurden Wirkstoffe mit Wasser, Essig, Most, Milch oder Honig aus Pflanzen extrahiert. Auch Wein, Met oder Cidre mit niedrigem Alkoholgehalt wurden verwendet. Die Extraktions- und Konservierungskraft der früheren Auszugsstoffe kommt zum Beispiel von Säuren, Basen, Enzymen, Fetten, Fermenten und Zucker. Die früheren Ur-Tinkturen wurden höher dosiert als die modernen Tinkturen. Manche dieser „Ur-Tinkturen“ haben bis heute in der Volksmedizin überlebt, zum Beispiel im Ayurveda und bei  Hildegard von Bingen. Die „Ur-Tinkturen“ kann man selber herstellen. Sie sind einfach zu handhaben, kostengünstig und  sicher in der Anwendung und Dosierung. Die Tinkturen wirken über ihr Extraktionsmittel und über die Pflanzeninhaltsstoffe, die man mit ihnen extrahiert.

Auf der Suche nach Alternativen zu Alkohol hat Naturpädagogin Gabriela Nedoma begonnen, in der Vergangenheit zu recherchieren. In ihrem Seminar stellt sie ihren Kursteilnehmer:innen Aschenlauge, Oxymel, Natronlauge, Sole und Wein als Extraktionsmittel vor.

Asche mit breiter Wirkung

„Die Asche ist das neue Gold“, so beschreibt Nedoma die Wiederentdeckung eines alten und bewährten Mittels zum Herstellen von Tinkturen. Durch ihre Komponenten ist Asche basisch und besitzt eine medizinische Wirksamkeit. Asche ist blutstillend und wundheilend, pilzhemmend, antibakteriell, desinfizierend und reinigend. In der Asche konzentriert sich die Essenz der ursprünglichen Pflanze, so wirkt jede Asche spezifisch, zum Beispiel Birkenasche ausleitend, Linde magenschonend und Eichenasche wundheilend.

Oxymel-Tinktur für Klein und Groß

Oxymel ist eine medizinische Zubereitung oft aus drei Teilen Honig und einem Teil Essig, der auch Wasser oder Fruchtsäfte zugesetzt werden können. Der Name Oxymel bedeutet „Sauerhonig“. Er wirkt kühlend, zusammenziehend, desinfizierend, antibakteriell, wundheilend und hautregenerierend. Durch seine gute Extraktionskraft, lange Haltbarkeit und guten Geschmack eignet sich Oxymel für Kinder und alkoholabstinente Personen.

Wenn du Oxymel selber machen willst, dann kannst du entweder das nachfolgende Honiglabkraut-Oxymel ausprobieren oder ein Honig-Essig-Kräuter-Rezept.

Wusstest du, dass man Oxymel dreierlei genießen kann?

  • Pur: Löffel- oder stamperlweise als Elixier und Stärkungsmittel.
  • Als Sportlergetränk mit Wasser oder Mineralwasser verdünnt
  • Als erfrischenden Wellness-Drink mit Eiswürfel, Minzezweig und Zitronenscheibe

Honiglabkraut-Oxymel Tinktur

Natron und Sole

Aber nicht nur Asche und Oxymel eigenen sich zum Herstellen von Tinkturen, denn Speisenatron kann genauso verwendet werden. Natron-Tinkturen sind basisch mit einem pH-Wert von acht bis neun. Sie sind wundheilend, pilz- und entzündungshemmend, desodoerierend, entgiftend, reinigend, hautberuhigend und juckreizstillend. Dazu kommt, wie bei allen Tinkturen, die Wirkung der Pflanze, die extrahiert wurde.
Das gilt auch für Sole-Tinkturen. Sole-Tinkturen sind wider Erwarten leicht basisch. Sie wirken unter anderem desinfizierend, deodorierend, knochenstärkend, beruhigend und wundheilend.

Bist du jetzt auf den Blüten-Kräuter-Geschmack gekommen?

Unsere geschulten Kräuterpädagog:innen bieten abwechslungsreiche Kurse zum Thema Kräuter und Co. an. Interessiert? Dann schau hier rein!

Artikel erschienen in "Die Landwirtschaft" (August, 2016);
Autorin: Paula Pöchlauer-Kozel

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