Tierhaltung
Die Unterkunft von Ziege und Kitz
Rund 8.000 Betriebe halten in Österreich Ziegen, ein Drittel davon sind Bio-Betriebe. Die meisten ziegenhaltenden Betriebe sind in Tirol, der Steiermark, Salzburg und Oberösterreich zu Hause. Pro Betrieb werden durchschnittlich 12 Ziegen gehalten.
© Elisabeth Heidegger/LK NÖ
© Elisabeth Heidegger/LK NÖ Von wirtschaftlichem Interesse ist heutzutage vor allem die Milcherzeugung, hingegen die Ziegenhaltung zur Fleischgewinnung eher nebensächlich ist. Die Ziegenhaltung zur Landschaftspflege findet vor allem in Gebirgsregionen statt und dient zur Pflege von unwegsamen Geländen.
In der Milchziegenhaltung werden nur die weiblichen Kitze aufgezogen, um sie als Milchziegen zu nutzen. Die männlichen Jungtiere werden vor der zehnten Lebendwoche geschlachtet, da sich nach diesem Zeitpunkt der Geschmack ihres Fleisches negativ verändert. Sie werden als Milchkitzfleisch verkauft, da sie bis zur Schlachtung nur mit Muttermilch genährt wurde.
Bei der Ziegenhaltung zur Fleischproduktion werden die Tiere vor allem auf Weiden gehalten und ernähren sich von vorhandenen Gräsern, Kräutern, Busch- oder Laubwerk. In den letzten Wochen vor der Schlachtung wird den Kitzen auch Kraftfutter (z. B. Mais, Weizen, Erbsen und Hafer) zugefüttert, da das Fleisch neben den Kräutern von der Weide auch durch diese Futtermittel beeinflusst wird und an Geschmack und Farbe zunimmt. Ziegen können im Gegensatz zu anderen Wiederkäuern schwer verdauliche Rohfasern besser verwerten, jedoch führen nährstoffarme Futtermittel nur zu einer geringen Milchleistung oder Gewichtszunahme. Neben dem Grund- und Kraftfutter erhalten die Ziegen auch eine Mineralstoffmischung und Viehsalz.
© Frei-Ollmann/LK OÖ Die Ziegenhaltung ist ähnlich der Schafhaltung und es wird darauf geachtet, dass die Stallungen den Ansprüchen der Tiere entsprechen. Aus diesem Grund sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Platzangebot, Bewegungsfreiheit, Bodenbeschaffenheit, baulicher Ausstattung der Haltungseinrichtungen, wie auch die Sicherheitsanforderungen im Bundestierschutzgesetz geregelt. Da das primäre Ziel einer nachhaltigen Produktion das Tierwohl hinsichtlich Gesundheit ist, führen laufende tierärztliche Kontrollen, strenge Futtermittelgesetze, hygienische und artgerechte Haltung zu einem qualitativ hochwertigen Ziegenfleisch. Die Wahl der Haltungsform und Aufstallung hängt schlussendlich von der wirtschaftlichen Ausrichtung der landwirtschaftlichen Betriebe ab.
Das Stallklima (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -bewegung und Schadgase) muss an die Bedürfnisse angepasst und der Sozialkontakt gewährleistet sein, da diese Faktoren wesentlich zum Wohlbefinden und somit zur Gesundheit der Tiere beitragen. Da Ziegen kühle Stallungen (8° C – 15° C) gegenüber warmen bevorzugen, nutzen sie jede Möglichkeit, sich im Freien aufzuhalten. Mögliche Stallarten sind Warmstall oder Außenklimastall mit Lüftungssystem, Stallhaltung mit Auslauf oder ein Offenfrontstall mit einer offenen Seite.
Der Boden hat im Liegebereich eingestreut und die übrige Fläche (Fressplatz, Auslauf) hat rutschfest zu sein. Die Tiere benötigen einen befestigten Auslauf, Kratzbürsten sollten ebenso vorhanden sein wie erhöhte Spiel- und Liegebereiche für die Jungtiere. Kitzen muss darüber hinaus ein Kitzschlupf mit gesondertem Fressplatz gewährleistet werden, sowieso müssen alle Tiere Zugang zu Futter und Wasser haben. In Österreich ist der Spaltenboden für die Ziegenhaltung verboten, ebenso die Anbindehaltung und die separate Einzelbuchthaltung von Kitzen und Jungziegen.
Ziegen fühlen sich im Freien sehr wohl, weshalb eine Weidehaltung in Form einer Portions- oder Umtriebsweide für Ziegen ein gutes Haltungssystem darstellt. Für eine Herde sollten mehrere Koppeln zur Verfügung stehen, welche sie in regelmäßigen Abständen wechseln können, wodurch immer genug Weidefläche zur Verfügung steht und andererseits sich die Vegetation auch wieder erholen kann. Diese Form der Haltung führt zu besseren Leistungen als bei der Standweide. Hier muss die abgesteckte Fläche größer sein, dass die Ziegen ausreichend Futter finden und sich die Vegetation gut regenerieren kann. Da Ziegen jedoch selektive Fresser sind, bleiben die weniger bevorzugten Pflanzen stehen und setzten sich auf lange Sicht auf der Weide durch, wodurch die Futterqualität abbaut. Eine weitere Form der Weidehaltung ist eine Kombination mit Alpung, bei der sie Frühling und Herbst auf den Weiden, den Sommer aber auf der Alm verbringen. Eine ganzjährige Weidehaltung ist in Österreich aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht möglich.
© Frei-Ollmann/LK OÖ