Pferdestärken für die Wirtschaft
Wie Pferde Jobs schaffen und unsere Wirtschaft ankurbeln
Mehr als nur ein Hobby
Seit Menschengedenken sind Pferde Teil unseres Lebens. Früher waren sie unverzichtbare Transportmittel und spielten eine zentrale Rolle als Arbeits- und Zugtiere in der Landwirtschaft. Doch mittlerweile weiß man - Pferde sind echte Wirtschaftsmotoren! Sie schaffen Jobs, stärken die Landwirtschaft und bringen Milliardenumsätze. Mehr als 150.000 Pferde in Österreich sichern Arbeitsplätze vom Stall bis ins Hotel. Weißt du, wie viel Wirtschaftskraft in einem einzigen Pferd steckt?
© Canva Pferde bewegen die Wirtschaft
Pferde sind nicht nur für Reitbegeisterte spannend – sie sind ein wichtiger Teil der österreichischen Wirtschaft. Vom (Freizeit-)Reiten und Tourismus über Zucht und Therapie bis hin zum Veranstaltungswesen und zu Einstellbetrieben in der Landwirtschaft reichen die Bereiche, in denen Pferde Geld in die Kassen bringen. Und das ist noch lang nicht alles, denn viele weitere Branchen hängen auch noch direkt oder indirekt an den Vierbeinern: Beginnend bei der Futtermittelherstellung über die Leder- und Metallverarbeitung, die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe, bis hin zum Versicherungswesen, der Automobilbranche, dem Veterinärwesen und dem umfangreichen Handel mit Pferdezubehör und Reitsportartikeln nascht jeder mit am Wirtschaftskuchen “Pferd”.
Der Wirtschaftsfaktor Pferd
Im Jahr 2025 wurde eine Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Pferdes in Österreich veröffentlicht. Sie wurde im Auftrag von Pferd Austria durch das Industriewissenschaftliche Institut im Jahr 2024 durchgeführt und liefert eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Erfassung wichtiger Kennzahlen. Die gesamte Studie “Volkswirtschaftliche Bedeutung des Pferdes in Österreich 2024” kann unter https://www.pferdezucht-austria.at/über uns nachgelesen werden.
Pferd Austria ist die Dachorganisation der österreichischen Pferdezucht. Die Mitglieder bilden die Landespferdezuchtorganisationen, überregionale Zuchtorganisationen und bundesweite Arbeitsgemeinschaften. Sie vertritt die Interessen von rund 10.000 Pferdezüchter:innen. Zu den Aufgaben von Pferd Austria zählen die Verbesserung der heimischen Pferdezucht, die Stärkung der Geltung im In- und Ausland, die Bereitstellung der IT-Infrastruktur für Pferdezuchtverbände und digitaler Services für Züchter:innen, sowie Marketing, Bildung und Forschung in Kooperation mit den Universitäten, Landwirtschaftskammern und Wirtschaftspartnern.
Das Industriewissenschaftliche Institut betreibt – als nicht gewinnorientierter Verein – seit 1986 Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Das IWI hat seinen Sitz in Wien und wird von namhaften Hochschulforschern, Interessensvertretungen und Unternehmen getragen. Der Schwerpunkt der Analysen und Forschungsprojekte liegt in der österreichischen Wirtschaft und ihren internationalen Vernetzungen.
Milliardenumsätze auf vier Hufen
Österreichs rund 150.000 Pferde haben im Jahr 2024 eine Wirtschaftsleistung von 4,2 Milliarden Euro geschaffen, fünf Jahre zuvor war es rund halb so viel. Im Schnitt kann man rechnen, dass ein Pferd 27.700 Euro an Produktionsleistung bringt.
Seit 2019 hat sich auch die Wertschöpfung beinahe verdoppelt und liegt jetzt bei über 2 Milliarden Euro – ein starkes Wachstum, das zeigt, wie viel Potenzial im Thema Pferd steckt.
Vergleicht man auch die Zahlen der Endnachfrage des Wirtschaftsfaktors “Pferd” mit den Daten aus dem Jahr 2019 ist die Endnachfrage des Wirtschaftsfaktors “Pferd” um 75,1 % bis 2024 angestiegen.
Die Zunahme hat mehrere Gründe: Einerseits gibt es heute mehr Pferde als bei der vorherigen Erhebung, andererseits haben mehr Menschen während der COVID-19-Pandemie das Reiten für sich entdeckt. Außer Acht lassen darf man auch nicht, dass zudem die Preise in den letzten Jahren überdurchschnittlichen stark gestiegen sind.
Pferde schaffen Jobs
Knapp 45.000 Arbeitsplätze hängen in Österreich an Pferden, umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigungen sind das rund 35.000 Vollzeitstellen. Das sind 0,9 % aller Jobs in unserer gesamten österreichischen Volkswirtschaft – mehr als der Anteil an der Produktion und Wertschöpfung. Aber woran liegt das? Dienstleistungen rund ums Pferd sind personalintensiv, vor allem in der Landwirtschaft: Stallarbeit, Fütterung, Reitunterricht und Tourismus brauchen viele Hände.
Das Pferd nimmt aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft eine besondere Stellung ein. In Österreich, einem Land mit langer Tradition in der Pferdezucht, ist die Pferdehaltung fest in der landwirtschaftlichen Kultur verankert. Sie trägt wesentlich zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Grünlands bei und unterstützt dadurch aktiv den Umweltschutz. Wiesen und Weiden stellen ökologisch bedeutende Flächen innerhalb der Agrarlandschaft dar und sind ein zentraler Bestandteil einer multifunktionalen Landwirtschaft.
© Georg Pomaßl/LK NÖ Die Rolle der Landwirtschaft
Doch wo sind all diese vielen Pferde hierzulande untergebracht? Über 75 % aller Pferde in Österreich leben auf Bauernhöfen. Pferdehaltung bringt den Betrieben Einkommen – sei es durch Zucht, Einstellplätze, Reitunterricht oder Urlaub am Bauernhof. Auch Futter und Einstreu wie Heu und Stroh stammen oft aus eigener Produktion und stärken die regionale Kreislaufwirtschaft.
Eine Studie vom Landwirtschaftsministerium aus dem Jahr 2021 zeigt: Rund 40 % des Einkommens auf vielen Bauernhöfen kommt von Gästen, die dort übernachten. Das hilft etwa einem Drittel der Betriebe, weiter bestehen zu können. Besonders stark profitieren Land- und Forstwirtschaftsbetriebe wie Reitbauernhöfe, Zucht- oder Einstellbetriebe sowie Futtermittelerzeugung, Einstreu usw. vom Wirtschaftsfaktor Pferd.
Arbeitsplätze am Land sichern
Pferde sind besonders wichtig für den ländlichen Raum. Rund 8 % aller Jobs in der Landwirtschaft hängen direkt oder indirekt an ihnen – das sind etwa 12.000 Vollzeitstellen. Und auch da lässt sich die hohe Zahl der Jobs damit begründen, dass pferderelevante Güter sowie Dienstleistungen der Landwirtschaft personalintensiv sind. Besonders kleine Betriebe können so ihr Einkommen sichern und ihre Flächen nachhaltig bewirtschaften.
Der Produktionsanteil von Pferden im gesamten primären Sektor liegt bei 4,7% bzw. 645 Mio. EUR. Gemessen an der Wertschöpfung hängen 254 Mio. EUR (4,1%) direkt, indirekt oder induziert von der Wirtschaftsleistung des Faktors “Pferd” ab.
Regionale Unterschiede in Österreich
Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark profitieren am meisten vom Pferd. Hier sind viele Einstellbetriebe und Züchter bzw. Unternehmen des produzierenden Sektors (Leder- bzw. Metallerzeugnisse u.Ä.) beheimatet, die für Wertschöpfung und Jobs sorgen. In Wien hingegen profitieren Dienstleister wie Veranstalter oder Versicherungen stärker vom Boom rund ums Pferd.
Pferde stärken die Zukunft am Land
Pferdehaltung bedeutet mehr als Freizeitvergnügen – sie ist Teil der österreichischen Kultur und Landwirtschaft. Viele Branchen profitieren von Pferden, auch wenn das auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, denn so ist das unserer modernen Wirtschaft, es ist alles miteinander verbunden. Am offensichtlichsten ist natürlich der Nutzen für die Landwirtschaft: Die Pferdehaltung sichert Einkommen im ländlichen Raum, hilft Grünland zu erhalten und stärkt die Biodiversität. So bleibt das Land lebendig und vielfältig – auch für kommende Generationen.