
Eine Welt ohne Spinnen
Das wäre ja schön! Aber geht denn das?
"Iiiih, eine Spinne!" Nur wenige Menschen würden beim Anblick einer Spinne in Jubelgesänge ausbrechen, rangiert sie doch in der Beliebtheitsskala der meisten Personen auf den letzten Plätzen. Ja, da können sich die Spinnen gratulieren, denn nur wenige Tierarten verursachen in Österreich so viele ängstliche Aufschreie.

Keine Spinnen, große Auswirkung
Doch ginge das? Eine Welt ganz ohne Spinnen? Nie wieder erschreckte Aufschreie und Gefuchtel mit dem Besen. Das wäre doch wirklich schön! Aber was würde das für unser Ökosystem bedeuten? Die Antwort ist eindeutig: Keine Spinnen, große Auswirkungen! Die kleinen Tiere - auch wenn sie noch so unbeliebt sind - sind enorm wichtig für unser Ökosystem. Der Hintergrund ist, dass Spinnen Jäger sind und Insekten fangen, die Schäden anrichten. Weil Spinnen nun einaml so nützlich in unseren Gärten und auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen sind, werden sie als Nützlinge bezeichnet.
Spinnen in der Natur
Der erste Hinweis, der auf dier Anwesenheit von Spinnen schließen lässt, sind ihre Netze. Spinnennetze scheinen filigran, halten aber durchaus einiges aus. In den Netzen fangen sie beispielsweise ihre Beute, indem diese an den klebrigen Fäden hängen bleibt. Spinnen laudern ihrer Beute auch reglos auf oder pirschen sich unbemerkt an.
Im Winter, wenn es vielen Spinnen im Freien zu kalt wird, suchen sie Möglichkeiten zum Überwintern. Diese Strategien sind so unterschiedlich und zahlreich, wie diese Artengruppe selbst. Während sich die einen frostfreie Gebiete im Freien suchen, wie beispielsweise Baumrinden oder Laubhaufen, ziehen sich manche andere in Keller zurück.


Rückzugsflächen schaffen
Ihre Eier verpacken Spinnen als Pakete und warten darauf, dass im Frühjahr bei besseren Wetterbedingungen ihre Jungtiere schlüpfen. Da diese Kinderstuben sehr zartgewebte Kokons zwischen zwei Grashalmen sind, halten sie nicht jeder Bewegung stand. Wird nun zum Beispiel im Frühling eine Fläche bearbeitet oder der Rasen gemäht, sind sowohl das Ei-Paket mit der neuen Generation, das Spinnennetz und die Spinne selbst gefährdet. In so einer Situation helfen ihr auch nicht ihre acht Beine, um sich in Sicherheit zu bringen. Aus diesem Grund sind Ausweichhabtitate so wichtig, wo sich Spinnen mit ihren Nachkommen zurückziehen können.
Finn erklärt
Ausweichhabitate sind Gebiete, die nicht bewirtschaftet werden und deshalb unberührt bleiben. Hier können sich Spinnen und alle anderen Wiesenbewohner zurückziehen, wenn ihr Lebensraum bewirtschaftet wird. Von dem Ausweichhabitat aus können diese Tiere auch schnell wieder die Wiese besiedeln. Als solche Gebiete eigenen sich schmale Streifen neben einer Wiese oder einem Acker.

Artikel nach "Eine Welt ohne Spinnen – wie schön wäre das. Oder vielleicht doch nicht?" erschienen in Die Landwirtschaft (Dezember 2022);
Autorin: Erika Depisch, Zoologin