Zuckerarten
Darf's ein bisserl Rübenzucker sein, oder doch Honig?
Zu den zuckerliefernden Pflanzen zählen die Zuckerrübe und das Zuckerrohr. In Österreich und Europa wird Zucker aufgrund der klimatischen Bedingungen ausschließlich aus der Zuckerrübe gewonnen, welche mit einem Zuckergehalt von 16 - 20 % die ergiebigere von beiden ist. Aus ca. 6 kg Rüben können etwa 1 kg Zucker hergestellt werden.
© pixabay Rübenzucker
Durch mechanische Behandlungen erhält man unterschiedliche Zuckerformen. Die häufigsten sind nachfolgend gelistet:
© pixabay - Kristallzucker ist Saccharose, welche von allen Nicht-Zuckerstoffen gereinigt wurde und in der auskristallisierten Form verkauft wird. Er ist außerdem frei von Verunreinigungen, Farbstoffen sowie Fremdaromen und ist eignet sich aufgrund dessen als Ausgangsprodukt für andere Zuckersorten. Je nach Feinheit unterscheidet man Fein- oder Normalkristallzucker. Unter Zugabe von Wasser werden mittels Pressen aus dem Feinkristallzucker Würfelzuckersorten (Würfelzucker, Espressowürfel, Bridgezucker) sowie der Zuckerhut produziert. Nach dem Pressvorgang wird der Zucker wieder getrocknet.
- Hagelzucker wird mittels Agglomerieren, d.h. durch Zusammenkleben, einer Vielzahl kleiner Kristalle hergestellt. Es ist weiß und grobkörnig, und weist eine eine Korngröße von 2-3mm auf.
- Durch den Mahlprozess werden die Kristalle aufgelöst und pulverisiert, wodurch Staub-, Back- und Puderzucker gewonnen werden. Am feinsten ist Puderzucker, gefolgt von Staub- und schließlich von Backzucker. Puderzucker ist in Österreich nicht im Handel erhältlich.
- Kandiszucker wird durch langsames Kristallisieren einer eingedickten Zuckerlösung unter Vakuum gewonnen. Ist die Basis eine Weißzuckerlösung, entsteht weißer Kandiszucker, ist die Zuckerlösung karamellisiert, erhält man einen braunen Kandiszucker.
- Roh- bzw. Gelbzucker erhält seine gelbbräunliche Färbung durch die Anhaftung von Sirup- bzw. Melasseresten aus dem Kristallisationsprozess. Dies ist auch der Grund, wieso er häufig klebrig ist und einen eigenen Beigeschmack aufweist.
- Braunzucker bzw. Brauner Zucker wird aus karamellisiertem Weißzuckersirup vermengt mit Zuckerrohrsirup hergestellt.
- Vollzucker wird aus dem Saft der Zuckerrübe gewonnen, welcher schonend getrocknet wird, wodurch die Nicht-Zuckerstoffe großteils erhalten bleiben. Aufgrund dessen ist er weniger süß.
© pixabay Darüber hinaus sind auch Zuckerarten erhältlich, welche bereits mit Zusatzstoffen versehen sind.
- Hinter der Bezeichnung Sirupzucker verbirgt sich Feinkristallzucker, welcher bereits Zitronensäure enthält und somit eine Erleichterung in der Herstellung von Sirup darstellt. Eventuell enthält dieser Zucker auch Pektinase, welche eine übermäßige Gelierung durch fruchteigenes Pektin verhindert.
- Der Gelierzucker dient zum Einkochen und enthält neben Feinkristallzucker auch Pektin und Zitronensäure, welche nicht nur eine Gelierung, sondern ebenso eine Konservierung bewirken.
- Ein Klassiker in der Küche sind Vanillin- und Vanillezucker, welche sich in der Echtheit der Vanillezutat unterscheiden. Während Vanillezucker mit dem Mark echter Vanillekapseln gemischt ist, wird für den Vanillinzucker Vanillin-Aroma verwendet.
- Streuzucker klumpt und staubt nicht und ist äußerst rieselfreudig. Diese Eigenschaften kommen aufgrund der Zugabe von gehärtetem pflanzlichen Öl und Tricalciumphosphat, einem Trennmittel, zustande.
© pixabay Zuckerhaltige Substanzen und Zuckerersatzstoffe
© pixabay Alternative Zuckerarten haben zwar weniger Kalorien, sollten aber dennoch nicht in größeren Mengen konsumiert werden, zumal sie dann abführend wirken.
Potentiell heimische Zuckersubstanzen sind Fructose, Traubenzucker, Honig, Apfel- und Birnendicksaft, Malz und Isoglucose, während Ahornsirup, Agavendicksaft, Dattel- und Reissirup nur aus dem Ausland importiert werden können.
- Fructose ist reiner Fruchtzucker und hat eine besonders hohe Süßkraft. Aus diesem Grund ist bei der Zubereitung nur weniger Zucker notwendig. Geht man davon aus, dass Roh- und Rübenzucker eine Süßkraft von 100 % aufweisen, beträgt jene von Fruchtzucker 170 %. In natürlicher Form kommt Fructose im Obst vor.
- Traubenzucker, welcher auch Dextrose genannt wird, besteht lediglich aus dem Einfachzucker Glucose und ist ein schneller Energielieferant. Er hat in etwa nur die halbe Süßkraft des Rüben- oder Rohrzuckers.
- Honig wird von den Honigbienen produziert und je nach Standort der Bienenstöcke, variiert der Honig in Aussehen und Geschmack (z.B. Blüten- und Waldhonig). Jene zwei Grundstoffe, welche Bienen zur Produktion benötigen, sind Nektar und Honigtau. Honig besteht zu 70-80 % aus unterschiedlichen Zuckersorten, wodurch er eine höhere Süßkraft als Rohr- oder Rübenzucker hat. Die zwei weiteren Hauptbestandteile Honigs sind Wasser (16-20 %) und Beistoffe (2-3 %), wie z.B. Inhibine, die für die antibakterielle und heilende Wirkung des Honigs verantwortlich sind aber nur bei Temperaturen unter 40 °C erhalten bleiben.
- Ahornsirup ist der eingekochte Pflanzensaft der Zucker-Ahornbäume und enthält neben Saccharose (56 %) auch Fructose, Glucose, Mineralien und Antioxidantien – jedoch nur in verschwindend geringer Menge – und Wasser (35 %). Darüber hinaus hat er weniger Kalorien als Zucker (260 kcal pro 100 g) bei gleichzeitig höherer Süßkraft. Geerntet wird mittels Zapfhähne, welche in 30-40 Jahre alten Bäumen angebracht sind bei Temperaturen im Minus- bis Nullbereich. Um einen Liter Ahornsirup zu erhalten, müssen ca. 40 Liter Saft bei über 100°C eingedickt werden.
- Agavendicksaft stammt vorwiegend aus Mexiko. Das Herz der Agave wird bei der Ernte angeritzt, wodurch in 3-4 Monaten ca. 900 Liter Saft gewonnen werden, welcher zu 25 % aus Wasser besteht und eingedickt werden muss. Die Hauptzuckerart ist Fructose.
- Apfel- und Birnendicksaft wird sowohl in Europa, wie auch in China produziert. Er ist ein durch Hitzeeinwirkung im Vakuum eingedickter Saft, dessen überschüssige Fruchtsäuren entfernt wurden. Die Hauptzuckerart ist bei Apfel- und Birnendicksaft Fructose.
- Dattelsirup ist ein Produkt des Nahen Ostens, welcher von der Dattelpalme stammt. Das Fruchtfleisch der frischen und entkernten Datteln wird gepresst anschließend eigekocht. Für die Herstellung von einem Liter Dattelsirup, benötigt man vier Liter Dattelsaft. Fructose und 25 % Glucose stellen die Hauptzuckerarten dar.
- Reissirup wird in Asien und Italien aus Reismehl hergestellt. Dieses wird im Wasser aufgelöst erwärmt und eine enzymatische Spaltung der Stärke herbeigeführt. Anschließend erfolgt das Eindicken zu einem Sirup, welcher einen leichten Eigengeschmack aufweist. Mit 67 % sind Oligosaccharide neben Maltose die Hauptzuckerarten.
- Malz wird unterschieden in Malz auf Basis von Reis, Gerste, Weizen oder Mais und neben dem typischen Eigengeschmack der Getreidesorte, weist es eine milde Süße auf. Um den zähflüssigen Malzsirup zu gewinnen, wird zuerst das eingeweichte Getreide zum Keimen gebracht und darauf die Stärke des Getreidekorns enzymatisch zu Malzzucker abgebaut. Darauf folgt die Trocknung, Schrotung und erneut eine Flüssigkeitszufuhr.
- Isoglucose (Glucose und Fructosesirup) wird aus Mais gewonnen. In Europa eher untergeordnet.
Zuckeraustauschstoffe
Zuckeraustauschstoffe sind auf natürliche Weise z.B. in Früchten, Gemüse und Pilzen vorhanden. Beurteilt man sie nach ihrem chemischen Aufbau, handelt es sich um Zuckeralkohole. Sie dienen v.a. als Süßungsmittel und Füllstoff, aber auch als Konsistenzregler und werden aufgrund ihrer Eignung für Diabetiker geschätzt, da sie ohne Aufwand von Insulin abgebaut werden können. Derzeit sind in der EU neben Erythrit (E 968), Xylit (E 967) und Sorbit (E 420) auch die Zuckeraustauschstoffe Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965) und Lactit (E 966) zugelassen.
- Erythritol bzw. Erythrit hat nur 75 % der Süßkraft von Zucker, dafür hat er auch nur 20 kcal pro 100 g. Er entsteht durch die natürliche Fermentation von Traubenzucker, indem der Stärke aus Weizen oder Mais Hefepilze zugefügt werden. Nach dem weiteren Kochen, Reinigen und Filtern bleiben anschließend nur noch die Erythrit-Kristalle über.
- Xylit, oder auch Birkenzucker genannt, stammt entweder aus der Birken- oder Buchenbaumrinde, kann aber auch aus Maiskolben gewonnen werden. Für die Herstellung werden die Rindenstücke oder Maiskolben in Wasser aufgeweicht und Xylan daraus gelöst. Durch Isolation, Reinigung und Konzentration erhält man aus diesem Molekül das kristalline Xylit. Es hat zwar die gleiche Süßkraft wie Zucker, verursacht aber keine Karies. Dieser Zuckerersatzstoff sollte unter keinen Umständen an z.B. Hunde, Kaninchen, Rinder oder Ziegen verfüttert werden, da er auf diese Tiere toxisch Wirkung hat.
- Sorbit kommt auf natürliche Weise in vielen Obstsorten – vor allem Kernobst – vor, wie z.B. Äpfel, Marillen, Birnen, Zwetschken usw. Seine Süßkraft ist nur halb so intensiv wie jene von Zucker, die Kalorien pro 100 g betragen 260 kcal. Neben der Lebensmittelindustrie wird die wasserbindende Eigenschaft von Sorbit auch in der Kosmetikbranche und bei der Herstellung von Zahnpasten genutzt.
© pixabay Zuckerarten aus dem Zuckerrohr
© pixabay Diese Zuckerarten stammen zumeist aus Süd- und Mittelamerika, Afrika und Asien und lassen sich wie folgt einteilen:
- Rohrzucker ist aus dem Zuckerrohr raffinierter Haushaltszucker.
- Rohrohrzucker weist eine dunklere Farbe auf, da er noch Melasse und Mineralstoffe enthält.
- Vollrohrzucker wird aus dem gefilterten Saft des Zuckerrohrs hergestellt, welcher durch Pressen gewonnen und anschließend eingedickt wird. Beim Trocknen kristallisiert er aus und durch das Mahlen der Kristalle entsteht Vollrohrzucker. Er weist nicht nur einen starken Eigengeschmack auf, sondern hat auch einen besonders hohen Mineralstoffgehalt.
Zuckerart aus der Blüte
Diese Zuckerart stammt aus Indonesien, Thailand und dem Vietnam. Hierfür wird der Nektar der Kokosblüten der Kokospalme benötigt. Der Saft wird zuerst gefiltert und eingedickt, bis man einen kristallinen Zucker erhält, welcher sich durch sein feines Karamellaroma auszeichnet. Er zeichnet sich vor allem durch seinen niedrigen glykämischen Index (35) verglichen mit Haushaltszucker (65) aus. Das bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Konsum nur langsam ansteigt und Spitzen vermieden werden, allerdings hat er einen erhöhten Fructosegehalt.
© pixabay Süßstoffe
© pixabay Süßstoffe sind Lebensmittelzusatzstoffe, welche eine überaus hohe Süßkraft und so gut wie keinen Nährwert aufweisen. Die synthetisch und natürlichen Verbindungen werden unverändert vom Körper wieder ausgeschieden. Ebenso wie die Zuckeraustauschstoffe sind sie für Diabetiker geeignet und haben keine kariogene Wirkung. Von Nachteil ist allerdings ihr Nach- oder Beigeschmack, der ihre Verwendung einschränkt. Derzeit sind in der EU neben Aspartam (E 951), Sucralose (E 955) und Stevia (E 960) die Süßstoffe Acesulfam K (E 950), Cyclohexansulfamidsäure (E 952), Saccharin (E 954), Thaumatin (E 957), Neohesperidin DC (E 959) und Aspartam- Acesulfamsalz (E 962) zugelassen.
- Aspartam ist ein synthetisch hergestellter Süßstoff, der in vielen Light-Produkten Anwendung findet. Seine Auswirkungen auf die Gesundheit sind stark umstritten.
- Sucralose ist ein Süßstoff, dessen Süßkraft 600-mal intensiver ist als jene von Saccharose und kalorienfrei ist. Seine gesundheitsschädigenden Auswirkungen sind höchst umstritten. Während bis vor kurzem die Meinung vertreten wurde, Sucralose zu den harmlosen Lebensmitteln zählen zu können, zeigte eine kürzlich publizierte Studie die negativen Auswirkungen auf die Darmflora aus.
- Stevia ist eine Substanz, welche durch Extraktion industriell aus Stevia-Blättern gewonnen wird. Sie hat die 200 - 300fache Süßkraft von Zucker, bei praktisch keinen Kalorien. Verwendung finden aber nur die chemisch gewonnenen Stevioglycoside, da die Pflanze und ihre Bestandteile (z. B. Blätter) selbst nicht als Lebensmittel anerkannt ist.
© aboikis/stock.adobe.com_104644159