Produktion von Hülsenfrüchten
Wenn die Schale platzt, dann ist's so weit
Das Ackerland nimmt rund 1,33 Mio. ha der österreichischen Staatsfläche ein, was etwa 15,7 % der Gesamtfläche entspricht. Mit ca. 59 % beansprucht der Getreidebau den größten Flächenanteil daran, während hingegen Hülsenfrüchte mit 2 % den geringsten Anteil ausmachen. An zweiter Stelle der Flächenanteile folgt der Feldfutterbau, welcher 18 % ausmacht, der Anbau von Ölfrüchten kommt auf 12 % und Hackfrüchte auf 4 %.
Derzeit dient in Österreich eine Fläche von rund 155.800 ha als Ackerfläche für die Ölfrüchteproduktion, von welcher die Sojabohnen den größten Anteil einnehmen. An zweiter Stelle liegt der Raps, gefolgt von Ölkürbis, Sonnenblumen und sonstigen Ölfrüchten (Mohn, Saflor, Öllein, Öldistel, Sesam usw.). Bei den Körnerleguminosen lässt sich der Anbau mit rund 22.900 ha beziffern. Diese Anbaufläche teilt sich auf in Pferde- bzw. Ackerbohnen, Körnererbsen und andere Hülsenfrüchte.
In Niederösterreich bewirtschaften ca. 23.000 Landwirte eine Ackerlandfläche von 681.031 ha, von denen wiederum 122.913 ha biologisch sind. Neben Niederösterreich sind auch Oberösterreich und das Burgenland wichtige Anbaugebiete. Gegenüber dem Vorjahr hat die Anbaufläche in Österreich um 1 % abgenommen. Während nur wenige Betriebe eine Anbaufläche von mehr als 100 ha vorweisen können, gibt es österreichweit zahlreiche Betriebe, welche kleinstrukturiert und auf max. 2 ha oder weniger Ackerbaufrüchte anbauen. Im internationalen, sowie im europäischen Vergleich fällt die betriebliche Struktur der Ackerbaubetriebe klein aus, allerdings lässt sich ein Trend zu größeren Betriebsstrukturen erkennen
Die Anbaugebiete von Körnererbse liegt in Niederösterreich, gefolgt vom Burgenland. Sojabohnen werden hierzulande v. a. im (Süd-)Osten Österreichs, im westlichen Niederösterreich und Teilen Oberösterreichs kultiviert.
© Elisabeth Heidegger/LK NÖ Sehr viele Hülsenfrüchte leben in einer Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff binden und ihnen diesen zur Verfügung stellen. Daher ist eine Stickstoffdüngung bei Hülsenfrüchten grundsätzlich nicht notwendig.
Erbsen wachsen auf jedem gut gelockerten Boden, allerdings bringen mittlere bis schwere Böden höhere Erträge. Da Erbsen weitgehend Frost vertragen, werden sie bereits im März ausgesät. Während die Schal- oder Palerbse relativ frostverträglich ist, können Temperaturen unter – 3 °C bei der Markerbse schon Schäden verursachen. Während der Blütezeit benötigen sie ausreichen Wasser, da es aufgrund von Trockenstress zum Blütenfall kommen könnte, welcher zu Ertragseinbußen führt. Die Gartenbohne ist frostempfindlich und daher bei uns nur einjährig. Bevorzugt wird ein humoser, alkalischer Boden. Die Kultur ist sehr wärmebedürftig und windempfindlich. Die optimale Bodentemperatur beträgt 20 bis 25 °C, die optimale Lufttemperatur liegt darunter bei 18 bis 25 °C. Der Anbau der Käferbohne sollte in möglichst windfreien Lagen erfolgen und für eine ordentliche Befruchtung ist eine hohe Luftfeuchte erforderlich. Die Aussaat erfolgt ab Ende April bis Mitte Mai. Die Käferbohne ist weniger frostempfindlich als die Gartenbohne, verträgt aber Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auch nur für einen kurzen Zeitraum. Eine Sonderform des Anbaus von Käferbohne ist die in Kombination mit Mais. Beide Kulturen wachsen nebeneinander, wobei der Mais als Stützfrucht fungiert. Die Ansprüche der Linse an den Boden sind sehr gering. Er soll mager, kalkhaltig und wasserdurchlässig sein. Sie verträgt Trockenheit und leidet deshalb unter zu viel an Niederschlägen. Die Wärmeansprüche sind hingegen sehr hoch, so werden daher warme, trockene und geschützte Lagen bevorzugt. Die Sojabohne gedeiht am besten bei feuchtwarmen Klima. Der Saatzeitpunkt liegt zwischen April und Mai und ist von Lage und Witterung abhängig. Wurde zu früh ausgesät, ist dies ungünstig, war der Zeitpunkt zu spät und wurde dabei eine bestimmte Tageslänge unterschritten, kann die Pflanze keine Blüten hervorbringen. Durch einen gestaffelten Anbau kann die Marktversorgung mit heimischen Grünerbsen und Fisolen länger gewährleistet werden.
Bevor die Aussaat erfolgt, wird das Saatbeet vorbereitet. Erst wird der Boden gepflügt, um jene Pflanzenreste einzuarbeiten, welche von der letzten Ernte stehen geblieben sind und in dem Monat vor der Aussaat wird er mit einer Egge gelockert. Angebaut werden Hülsenfrüchte meist als Drillsaat mit einer Sämaschine, die z. B. bei der Erbse etwa 80 Körner pro Quadratmeter in Reihen von ca. 25 cm bei einer Tiefe von ca. 6 cm in den Boden bringt. Aber auch das Ausbringen mit einer Einzelkornsämaschine ist möglich. Nach dem Anbau wird der Boden leicht rückverdichtet, sodass der Bodenschluss und die Wasserversorgung verbessert werden.
Die Saat muss ausreichend Sauerstoff erhalten, aber dennoch tief genug im Boden liegen, um eine Wasserversorgung zu haben. Jedoch sollten Nährstoffe und Wasser in tieferen Schichten und nicht in der oberen Bodenschicht verfügbar sein, da sonst der Anreiz zum Wurzelwachstum fehlt und dies die Resistenz gegen Hitze und Trockenheit herabsetzt. Ebenso sind Licht, Temperatur, Bodenart, Nährstoffgehalt und Kohlenstoffdioxid-Konzentration ausschlaggebende Faktoren beim Anbau. Wichtig beim Anbau ist außerdem die Pflege, welche sowohl die Düngung als auch die Unkrautregulierung und die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln oder tierischen Nützlingen umfasst.
Bei den Hülsenfrüchten stellen die Larven des Gestreiften Blattrandkäfers ein Problem dar, welche durch ihre Fraßtätigkeit an den Wurzelknöllchen die Pflanze bei der Stickstoffaufnahme beeinträchtigen, wodurch es zu Wuchshemmungen kommt. Ebenso sind Blattläuse (z. B. Grüne Erbsenblattlaus, schwarze Bohnenlaus usw.) ertragsmindernd, da sie durch ihre Saugtätigkeit die Pflanze schwächen und diese anfälliger für Krankheiten wird. Außerdem kommt es zu Wuchsdepressionen von Blättern, Knospen und Hülsen und zu deformierten Ausbildungen letzterer. Überdies sind Blattläuse Überträger einer Vielzahl von Viruserkrankungen. Der grau bis graubraun gefärbte Wickler (z. B. Erbsenwickler), dessen Raupen orangerot sind, hinterlässt auf den Blättern Blattminen, verspinnt einzelne Blätter und die Larven fressen die noch weichen Samen in den Hülsen. Er tritt z. B. als Erbsenwickler bei Erbsenkulturen auf. Der Baumwollkapselwurm hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Schaderreger bei Grüner Bohne entwickelt. Die Raupe dieses Eulenfalters ist – da sehr wärmeliebend – im Spätsommer aktiv und frisst in die Fisolen Löcher, um an die saftigen Bohnen zu gelangen. Thripse (z. B. Erbsenthripse) verursachen Saugschäden, welche aufgrund der Lufteinschlüsse zuerst silbrig glänzen und sich im Laufe braun färben, deformieren und vergilben. Durch ihre Saugtätigkeit kommt es zu einer gestörten Samenausbildung und zu einem Abwurf der Blüten und Hülsen. Der Rüsselkäfer, welcher einen rüsselartig geformten Kopf hat, befällt Wurzel und Blatt und kann durch seinen Fraß das Absterben der Pflanze verursachen. Ebenso stellen tierische Bodenschädlinge wie Erdraupen eine Herausforderung dar. Die Larven der Erdeulen-Schmetterlinge fressen je nach Entwicklungsstadium entweder an den unterirdischen Pflanzenteilen oder an den überirdischen. Der Gemeine Erbsenkäfer oder aber auch der Ackerbohnenkäfer legen ihre Eier an die Hülsen und die schlüpfenden Larven bohren sich in die Körner, wo sie sich verpuppen. Weitere Schädlinge für Hülsenfrüchte sind Nacktschnecken, Erdflöhe und Nematoden.
Krankheiten, welche von Pilzen hervorgerufen werden, sind z.B. die Keimlings- und Auflaufkrankheiten, welche v. a. bei übermäßigem Niederschlag oder krankem Saatgut auftreten. Sie verursachen ein verlangsamtes Wachstum bis hin zum Blatteinrollen und Verfaulen der unterirdischen Pflanzenteile. Die Brennfleckenkrankheit wird sichtbar durch eingesunkene grau- bis braunfärbige Flecken. Bei der Schokoladenfleckenkrankheit bilden sich erst kleine braune Flecken aus, welche später zusammenfließen und zum Blattfall führen. Ebenso kann Grauschimmel auftreten, welcher nach dem Faulen von Pflanzenteilen – v. a. Blätter und Hülsen, diese mit einem grauen Schimmel überzieht. Eine weitere Krankheit ist die Rostkrankheit, welche von Rostpilzen hervorgerufen wird. Es werden hauptsächlich auf Blatt, Stiel und Ranken Pusteln ausgebildet, welche bei Trockenheit Sporen freilassen. Anschließend können die Blätter vergilben und absterben. Botrytis bzw. Graufäule führt zu Fäulnis von Pflanzenteilen, welche v. a. bei hoher Feuchtigkeit gefördert wird. Der Becherpilz verursacht die Sclerotinia-Fäule, welche durch kühle und feuchte Witterung begünstigt wird. Er wächst bereits bei Temperaturen über dem Nullpunkt und führt zu Faulstellen an Wurzeln und Stängeln. Weitere Erreger der häufig auftretenden Wurzelfäule sind z.B. Phytium, Rhizoctonia und Fusarium, der zur Fusarium-Welke führt. Viruserkrankungen kommen an Hülsenfrüchten sehr häufig vor und sind in manchen Jahren der wichtigste Grund für Ertragsausfälle. Sie zeigen sich in unterschiedlichen Ausprägungen an der Pflanze und gehen meist mit Wachstumsdepressionen einher. Häufig sind Aufhellungen der Blätter und Blattadern, kräuseliger Wuchs und mosaikartige Verfärbungen. Enorme Schäden, bis hin zu Totalausfällen verursachte in den letzten Jahren bei Erbse und Ackerbohne ein Nanovirus mit dem Namen Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV). Die meisten Viren werden durch Blattläuse übertragen.