Gemüseproduktion
Anbau, Pflanzsysteme, Krankheiten & Schädlinge
Anbau
In Österreich dient eine Fläche von ca. 18.200 ha zur Bewirtschaftung im Erwerbsgemüsebau, wo eine Menge von rund 675.000 t produziert wird. Bei der Gemüseproduktion unterscheidet man zwischen Gemüse im geschützten Anbau (Folientunnel oder Gewächshaus) und dem Anbau von Feldgemüse im Freiland.
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© AMA Marketing Der Anteil der Anbaufläche für Gemüse im Freiland (Feld und Garten) an der gesamten Produktionsfläche macht rund 97 % aus, während hingegen die gärtnerisch genutzte Fläche nur einen kleinen Anteil daran hat.
In Österreich ist der Erwerbsgemüsebau stark regionalisiert. Der größte Anteil der Gemüseanbauflächen liegt mit ca. 60 % in Niederösterreich (ca.11.400 ha). Darauf folgen Oberösterreich (ca. 1.900 ha), Burgenland (ca. 1.800 ha) und die Steiermark (ca. 1.500 ha). Die anderen Bundesländer weisen Gemüseanbauflächen auf, die zwischen 60 ha und 700 ha liegen. Bemerkenswert ist, dass Wien mit ca. 680 ha eine größere Produktionsfläche vorweisen kann als Kärnten (ca. 270 ha), Salzburg (ca. 60 ha) und Vorarlberg (ca. 90 ha) zusammen.
Betrachtet man den geringen Anteil der Anbaufläche von Gemüse unter Glas oder Folie (ca. 430 ha), sind Burgenland (ca. 140 ha) und Wien (ca. 140 ha) flächenmäßig Spitzenreiter.
Insgesamt ist der österreichische Erwerbsgemüsebau stabil bzw. durch einen leichten Rückgang der Betriebe bei gleichzeitig leichtem Anstieg der bewirtschafteten Flächen pro Betrieb gekennzeichnet. Für die kommenden Jahre wird mit einer weiteren Spezialisierung und höheren Hektarerträgen gerechnet. Um eine ertrags- und qualitätssichernde Produktion zu gewährleisten, ist eine Bewässerung Grundvoraussetzung, da dies ein einschränkender Faktor bei der Modernisierung und Weiterentwicklung ist.
© LK OÖ In Erwerbsanlagen wurden 2021 auf dem Feld Chinakohl im Ausmaß von ca. 340 ha, Karfiol von ca. 160 ha, Porree von 180 ha, Salate von 1.700 ha und Zwiebel von 3.400 ha angebaut. Die Feldanbaufläche von Spinat nahm um 106 ha auf 673 ha zu, bei Kraut um 50 ha auf 688 ha ab, bei allen weiteren Blatt- und Stielgemüsearten blieb die Feldgemüseanbaufläche weitgehend konstant.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren verzeichnet die Anbaufläche von Friseé Salat, Vogerlsalat, Kohlrabi und Knoblauch einen Anstieg. In dem Ausnahmejahr 2020 ist nahezu bei allen Gemüsearten eine markante Stagnation der Anbaufläche sichtbar.
In Niederösterreich ist die wichtigste Kultur das Zwiebelgemüse, mit einer Anbaufläche von 2.950 ha und einem Produktionswert von 32,10 Mio. Euro.
Von Jahr zu Jahr bewirtschaften mehr Bäuerinnen und Bauern ihre Gemüseanbauflächen biologisch. Im Jahr 2021 waren es österreichweit rund 4.900 ha. Zirka zehn Jahre zuvor waren es erst 1.800 ha.
Frischgemüse und Erdäpfeln zählen zu den beliebtesten Produkten, welche aus biologischer Erzeugung gekauft werden.
Pflanzsysteme
© AMA Marketing Allgemein unterscheidet man beim Gemüseanbau zwischen Feldgemüse im Freiland, und gärtnerischem Gemüse im geschützten Anbau - also unter Folie oder Glas.
Feldgemüse wird von Landwirten im Freiland angebaut. Einteilungen im Bereich Feldgemüse können nach Erntesaison (Früh-, Sommer, Herbst-, Winter- oder Dauergemüse) und Konsumationszeitpunkt (Frisch- oder Lagergemüse) gemacht werden. Die Gemüsekulturen werden in einer Fruchtfolge mit anderen Gemüse- oder Ackerkulturen angebaut, was bedeutet, dass auf einem Feldstück jährlich ein Fruchtwechsel erfolgt. Das hat den Vorteil, dass spezifische Krankheiten und Schädlinge der einzelnen Kulturen durch den Fruchtwechsel minimal gehalten werden und dass der Boden nicht jedes Jahr auf die gleiche Art und Weise beansprucht wird.
Am Beginn des Anbaus steht das Lockern des Bodens, das Durchführen einer Vordüngung und das Unkrautentfernen – entweder mittels Herbizidausbringung oder mechanisch mittels Hackgerät oder manuell vor allem bei Bio-Bauern. Anschließend werden die Kulturen in Beeten, Reihen oder in Dämmen ausgesät oder gepflanzt. Dämme haben den Vorteil, dass die Erde lockerer ist, sich schneller erwärmt und eine bessere Wasserversorgung gegeben ist. Aussaat und Ernte lassen sich ebenfalls praktischer gestalten. Angebaut werden zum Großteil die Samen, teilweise aber auch vorkultivierte Jungpflanzen. Sie werden in regelmäßigen Abständen ausgesät bzw. gepflanzt, sodass sich das Gemüse gleichmäßig entwickeln kann. Liegt die Anbaufläche in einer eher trockenen Region wie zB dem Marchfeld, ist eine künstliche Bewässerung notwendig. Bei manchen Kulturen, wie etwa dem Spargel, kann nach dem Anbau auch eine Vlies- oder Folienabdeckung zum Einsatz kommen, da darunter einerseits Feuchtigkeit gespeichert wird, und weißer Spargel vor der Lichteinstrahlung geschützt ist. Die Folie beim Spargelanbau hat außerdem eine weiße und eine schwarze Seite, während die weiße Seite eine kühlende Funktion hat, dient die schwarze der Temperaturerhöhung und somit der Verfrühung der Ernte.
Eine weitere Möglichkeit, um Gemüse zu ziehen, welches einen erhöhten Wärmebedarf hat, während des Wachstums geschützt sein sollte und der Erntezeitpunkt verfrüht oder nach der regulären Saison liegen sollte, ist der Anbau unter Glas im Gewächshaus oder unter Folie im Folientunnel. Dadurch wird zum Teil ein ganzjähriger Anbau ermöglicht, wobei mehrmals pro Jahr geerntet werden kann.
© AMA Marketing Das gärtnerisch produzierte Gemüse kann sowohl unter Glas, als auch unter Folie erzeugt werden.
Im Unterglasanbau in gärtnerischen Betrieben wird das Gemüse in Gewächshäusern oder Folientunnel erzeugt und neben der klassischen Bodenkultur können auch andere Kultivierungsarten zum Einsatz kommen. So kann die Gemüsepflanze auch auf Schaumstoffunterlage, Steinwolle oder in einer Nährlösung wie bei Dünnschichtverfahren kultiviert werden. Dies wirkt sich nicht nur vorteilhaft auf die Nährstoffversorgung aus, sondern auch auf die niedrige Gefahr von Schädlingen. Weiters kann die Wasserversorgung unter Glas einwandfrei gesteuert werden. Eine kontrollierte Belüftung steuert die Luftfeuchtigkeit und reduziert somit das Risiko einer Pilzkrankheit.
© pixabay Schädlinge und Krankheiten
Tierische Bodenschädlinge wie beispielsweise Erdraupen stellen eine Herausforderung beim Gemüse dar. Aber auch von Pilzen und Bakterien können sie angegriffen werden und Schäden erleiden.
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Erdraupen stellen eine Herausforderung dar. Die Larven dieser Erdeulen-Schmetterlinge fressen je nach Entwicklungsstadium entweder an den unterirdischen Pflanzenteilen oder an den überirdischen. Weite Fruchtfolgen, mechanische Bodenbearbeitungen oder eventuell das Absammeln der Tiere von der Pflanze sind Methoden zur Schädlingsbekämpfung. Weitere Schädlinge für Gemüse sind Wühltiere wie etwa Mäuse, die die Wurzel befallen oder Blattläuse und Schnecken, welche an den Blättern saugen bzw. fressen. Auch Drahtwürmer können ein Problem sein. Darunter versteht man die Larven des Schnellkäfers, welche als Schädlinge im Boden leben und Fraßschäden verursachen oder Jungpflanzen gänzlich abfressen. Wird eine Pflanze beschädigt, sodass sie in ihrem Wachstum gehemmt ist, werden die umliegenden Gemüsepflanzen ungleichmäßig groß. Weitere Schädlinge die beim Blatt- und Stielgemüse auftreten, sind z.B. Erdflöhe, Nematoden, Mottenschildläuse, Minierfliege, Wanzen und Wurzelfliegen. Kohlrübenblattwespen und Kohldrehherzmücken kommen bei allen Kohlarten vor, Thripse hingegen können durchgehend alle Gemüsearten befallen. Sie haben nur eine Größe von max. zwei Millimeter, können aber mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen das Absterben von Fruchtknoten, Samenanlagen, Blüten oder ein deformiertes Wachstum der Blätter verursachen. Beim Gemüse kommt es zu Qualitätsverlusten, bei Rot- und Weißkraut auch zu Korkwucherungen und Verschorfungen. Zur Bekämpfung können sowohl Insektizide als auch Nützlinge wie z.B. Raubmilben eingesetzt werden.
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Sowohl Echter Mehltau als auch Falscher Mehltau sind Pilzkrankheiten, die bei Gemüse auftreten können. Der Echte Mehltau befällt in erster Linie Blätter, welche mit einer mehlartigen Schicht überzogen werden, sich anschließend verfärben und absterben. Er tritt vor allem bei Wärme und Trockenheit auf, während hingegen der Falsche Mehltau durch Feuchtigkeit begünstigt wird. Dieser bildet einen mehlig-weißen Belag an der Blattunterseite oder gelbliche Flecken auf der -oberseite aus. Sowohl gegen Echten als auch gegen Falschen Mehltau können Fungizide ausgebracht werden. Beim Falschen Mehltau wirken größere Pflanzabstände, Mischkulturen, eine weite Fruchtfolge oder ein luftiger Standort einem Befall entgegen. Der Becherpilz verursacht die Sclerotinia-Fäule, welche durch kühle und feuchte Witterung begünstigt wird. Er wächst bereits bei Temperaturen über dem Nullpunkt und führt zu Faulstellen an Wurzeln und Stängeln. Dieser Pilz hat ein breites Wirtspflanzenspektrum, welches sowohl Blatt- und Stängelgemüse, als auch Wurzel-, und Fruchtgemüse umfasst. Eine weitere Pilzerkrankung ist v. a. beim Kohlgemüse die Kohlhernie. Die an den Wurzeln befallene Pflanze wird empfindlicher gegenüber Hitze und wachsen nur noch mäßig. Eine weitere Pilzkrankheit, welche zahlreiche Gemüsearten befällt, ist der Grauschimmel.
Eine Krankheit, welche von Bakterien verursacht wird und einen großen Wirtspflanzenkreis aufweist, ist die Bakterienfäule. Sie wird begünstigt bei Temperaturen um die 20 °C und erhöhter Feuchtigkeit im Boden und der Luft. Das Auftreten der Krankheit wird sichtbar an den hellen wässrigen Flecken, z.B. am Zwiebelhals oder an den Blattrippen von Chinakohl. Werden infizierte aber noch gesund aussehende Pflanzen eingelagert, setzt sich der Fäulnisprozess im Lager fort.
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