Heute ist sie der Höhepunkt im kulinarischen Jahreskreis - die Martinigans. Doch der Ursprung dieses Brauchs liegt bereits lange zurück.
Martinigans
Bereits 1171 wurde die Martinigans erstmals urkundlich erwähnt. Damals war sie weit mehr als ein kulinarischer Brauch: Am 11. November endete das bäuerliche Arbeitsjahr, die Knechte und Mägde erhielten ihren Lohn – und als Draufgabe eine Gans. Der Grund war pragmatisch: Vor dem Winter musste der Geflügelbestand verkleinert werden.
Gleichzeitig war am Martinstag eine Lehensabgabe fällig, der sogenannte Martinsschoß, der oft in Form einer Gans beglichen wurde. So entstand die Bezeichnung Martinsgans. Und weil der Martinstag traditionell mit einer Kirmes oder einem Tanzabend gefeiert wurde, bot es sich an, die Gans gleich beim Festmahl zu genießen.
Historische Wurzeln
Der Brauch knüpft an die heidnischen Schlachtfeste der Erntezeit an und wurde vom Christentum übernommen. Neben der bekannten Martinigans gehören Martinsfeuer, Martinsgestampfe gegen böse Geister und der Martinstrunk vom neuen Wein zum Brauchtum, was in Österreich noch praktiziert wird.
Wie der Heilige Martin zu den Gänsen kam
Eine bekannte Legende erzählt, dass sich der heilige Martin vor seiner Ernennung zum Bischof in einem Gänsestall versteckte – aus Bescheidenheit, weil er sich der Aufgabe nicht würdig fühlte. Doch die Gänse verrieten ihn mit lautem Geschnatter, sodass er gefunden und schließlich zum Bischof geweiht wurde.
Eine andere Version berichtet, dass eine schnatternde Gänseschar während seiner Predigt in die Kirche watschelte und für Aufregung sorgte. Die Tiere wurden eingefangen – und landeten als Martinsgans auf dem Tisch.
© pixabay Woher kommt denn jetzt das Martinigansl?
Natürlich kann es sein, dass sich aus einer dieser Legenden der Brauch des traditionellen Martinigansls entwickelte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Ursprung im Mittelalter liegt und die Martinigans mit der Lehensabgabe zusammenhängt.