
Wie wird man Landwirt?
Vom Bauer & Bäuerin werden, sein und bleiben
Sein eigener Chef sein, wissen, wo das Essen herkommt, in und mit der Natur arbeiten und dabei auch noch Zeit für die Familie haben – aufgrund dieser Erzählungen träumt so mancher von einem Leben als Landwirt. Doch welche Qualifikationen muss man als Bauer vorweisen können und wie wird man einer?

Welche Berufe gibt es in der Land- und Forstwirtschaft?
In der Land- und Forstwirtschaft gibt es insgesamt 15 verschiedene Berufssparten, in denen man ausgebildet werden kann, denn so vielfältig ist dieser Beruf. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement sowie Weinbau und Kellerwirtschaft sind zahlenmäßig die bedeutendsten Berufssparten in Niederösterreich.
- Landwirtschaft
- Ländliches Betriebs- & Haushaltsmanagement
- Gartenbau
- Feldgemüsebau
- Obstbau und Obstverwertung
- Weinbau und Kellerwirtschaft
- Molkerei und Käsereiwirtschaft
- Pferdewirtschaft
- Fischereiwirtschaft
- Geflügelwirtschaft
- Bienenwirtschaft
- Forstwirtschaft
- Forstgarten- und Forstpflegewirtschaft
- Landwirtschaftliche Lagerhaltung
- Biomasseproduktion und land- und forstwirtschaftliche Bioenergiegewinnung

Welche persönlichen Qualifikationen sollte man mitbringen?
Manch einer träumt davon, in der Früh nicht vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden, sondern stattdessen gemütlich mit Kaffee und Zeitung in den Tag zu starten, um anschließend gestärkt in der Natur zu arbeiten. Aber ganz so einfach ist das Leben als Landwirt auch wieder nicht.
Um Landwirt zu sein, muss man gewisse Eigenschaften mitbringen. Man sollte Innovationsgeist und Durchhaltevermögen haben und bereit sein, sich Herausforderungen zu stellen. Weiters sollte ein zukünftiger Landwirt Leistungs- und Risikobereitschaft mitbringen sowie Probleme erkennen und Lösungen finden können. Wichtig ist außerdem im Beruf das Planen und Durchführen von Abläufen sowie das Treffen von Entscheidungen mit dem nötigen Fachwissen. Und um dieses Fachwissen im Hinterkopf zu haben, braucht es die richtige Ausbildung.
Berufliche Ausbildung und Weiterbildung
Um sich das umfangreiche benötigte Wissen anzueignen, kann man sich zum Facharbeiter ausbilden lassen. Das ist im Wesentlichen auf drei verschiedene Wege möglich.
Man kann entweder eine 3-jährige Lehre machen, eine 3-jährige land-, forst- und ernährungswirtschaftliche Fachschule besuchen oder auf dem zweiten Bildungsweg den landwirtschaftlichen Berufsabschluss durch die „Bauern- und Bäuerinnenschule“ oder den „Vorbereitungslehrgang“ absolvieren.
Die Bauern- und Bäuerinnenschule (BBS) umfasst 500 Stunden. Diese zukunftsweisende Ausbildung wird in Niederösterreich an den landwirtschaftlichen Fachschulen Edelhof, Gießhübl, Hohenlehen, Hollabrunn, Mistelbach, Obersiebenbrunn, Pyhra und Warth angeboten. Dabei können die Fachschulen selbst entscheiden, ob die Ausbildung ein- bis zweijährig ist. Diese Kurse beinhalten praktische Schwerpunkte, in einem Ausmaß von mind. 150 Wochenstunden.
- Aufnahmekriterien: Keine besonderen Kriterien
- Praxisunterricht: Mind. 150 h
- Dauer: Ein- bis zweijährig
- Kosten: Kostenfrei (außer Lehr- bzw. Arbeitsmittelbeitrag)
- Standorte: Alle landwirtschaftlichen Fachschulen
Alternativ zu der Bauern- und Bäuerinnenschule (BBS) bietet die Land- und Forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstelle (LFA) für Personen mit ausreichend vorhandener landwirtschaftlicher Praxis kürzere Vorbereitungslehrgänge in einem Umfang von 240 Stunden an (Präsenz- und Online Lernformate).
- Aufnahmekriterien: Positiv absolviertes Aufnahmegespräch
- Praxisunterreicht: Keiner
- Dauer: Einjährig
- Kosten: € 950,– (mit Beantragung der LE-Förderung)
- Standorte: Kammereinrichtungen und landwirtschaftliche Fachschulen
Anschließend an die Facharbeiterausbildung kann die Meisterausbildung absolviert werden. Sie ist die höchste Qualifikationsstufe für Praktiker. Die Meisterausbildung ist in Niederösterreich modular aufgebaut und erstreckt sich in der Regel über 3 Ausbildungswinter. Die Kurse für die Facharbeiter- und Meisterausbildung werden in Niederösterreich von der Land- und Forstwirtschaftlichen Lehrlings- und Fachausbildungsstelle organisiert.
Auch an der Universität kann das Wissen vertieft werden. Landwirte können sich zum Beispiel an der Universität für Bodenkultur Wien in den Bachelorstudiengängen Agrarwissenschaften und Forstwirtschaft sowie in vertiefenden Masterstudien auf ihren Beruf vorbereiten.
Berufliche Weiterbildung
Hat man die Ausbildungen absolviert und ist fit, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, heißt es nun, stets am Ball zu bleiben. Weiterbildungen zur Aneignung neuer Kenntnisse und um den Wissensstand wieder up to date zu bringen, sind deshalb genauso wichtig. Das Ländliche Fortbildungsinstitut ist der größte Anbieter von Weiterbildungsveranstaltungen in der land- und forstwirtschaftlichen Erwachsenenbildung österreichweit.
Beratung
Hat man allerdings konkrete Fragen oder Probleme zu lösen, bieten die Landwirtschaftskammer und die Bezirksbauernkammern in Niederösterreich Beratungen in allen Fachbereichen der Land- und Forstwirtschaft an.
Wie kommt man zu einem landwirtschaftlichen Betrieb? Worauf ist zu achten?
Um einen landwirtschaftlichen Betrieb führen zu können, braucht es erstmals einen Betrieb. Das heißt, man benötigt in der Regel zunächst Flächen, beispielsweise Äcker, Wiesen, Weingärten oder Wälder, die zum Wirtschaften dienen. Aber diese Flächen müssen nicht zwangsläufig Eigentum sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um an einen Betrieb zu kommen: Man kann ihn aus dem Verwandtenkreis übertragen bekommen bzw. erben oder durch Kauf, Pacht, Leib- oder Zeitrente erwerben.
Der Verein Perspektive Landwirtschaft vernetzt zum Beispiel Landwirt*innen, die ihren Betrieb in den nächsten Jahren an eine nachfolgende Generation außerfamiliär übergeben möchten und motivierte zukünftige Landwirt*innen, die konkret auf der Suche nach einem Betrieb sind, um Landwirtschaft zu betreiben.
Wann ist man rechtlich ein Landwirt?
Sobald die land- und forstwirtschaftliche Fläche über einer definierten Mindestgröße liegt und diese mit dem Ziel eines Erlöses selbst bewirtschaftet wird, erhält man eine LFBIS-Betriebsnummer. Diese Nummer ist eine eindeutig zugewiesene Identifikationsnummer, die im Land- und forstwirtschaftlichen Register gespeichert wird und die man für alle möglichen Abwicklungen im Agrarbereich benötigt. Produziert man nicht für den Markt, erhält man keine Betriebsnummer.
Bewirtschaftet man die genutzten Grundstücke auf eigene Rechnung und Gefahr nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen, die über ein reines Hobby (Liebhaberei) hinausgehen, gilt man nun auch rechtlich als Landwirt.
Finn empfiehlt
Die Broschüre „Bauer/Bäuerin werden – Bauer/Bäuerin sein“ der Landwirtschaftskammer NÖ gibt Einblicke in die Rahmenbedingungen, unter denen Bäuerinnen und Bauern wirtschaften. Die Hauptschwerpunkte der Beiträge liegen auf den rechtlichen, steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Grundlagen. Außerdem wird ausführlich über die diversen Förderungsbereiche und das umfassende Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebot informiert. Beiträge über betriebswirtschaftliche Grundlagen und Betriebsmanagement runden das Angebot ab.
Die umfangreiche und informative Broschüre ist zum Preis von € 25,- in der Abteilung Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niederösterreich erhältlich.
Bestellungen unter Tel.: 05 0259 25000 oder per E-Mail an betriebswirtschaft(at)lk-noe.at.
Weiterführende Links
- Videostories zum Beruf „Landwirt“
- Merkblatt der Landwirtschaftskammer Steiermark „Wie werde ich Landwirt“
- YouTube-Playlist "Unsere Bäuerinnen und Bauern"
- Verein Perspektive Landwirtschaft für außerfamiliäre Hofübergabe