Obstproduktion
Anbau, Pflanzsysteme, Krankheiten & Schädlinge beim Schalenobst
Anbau
In Österreich ist der Erwerbsobstbau sehr regionalisiert, denn er ist lediglich in Süd- und Ostösterreich von großer Bedeutung. Im Durchschnitt liefert ein erwachsener Nussbaum ca. 40 kg Ertrag.
In Österreich ist der Erwerbsobstbau sehr regionalisiert, denn er ist lediglich in Süd- und Ostösterreich von großer Bedeutung. Diese Regionen (Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland) halten rund 96 % der Erwerbsobstbaufläche. Von dieser Fläche entfallen ca. 64 % auf die Steiermark und ca. 18 % auf Niederösterreich. Die wichtigen Gebiete sind das Steirische Hügelland, das nieder- und oberösterreichische Alpenvorland, die Wachau und das Weinviertel. Darüber hinaus sind weitere Obstbaugebiete das Burgenland, die Kärntner Ebenen, das Unterinntal in Tirol und die Vorarlberger Rheinebene. Allerdings ist die Obsternte in Österreich aufgrund des Klimas auf die Sommer- und Herbstmonate beschränkt.
Insgesamt ist der österreichische Erwerbsobstbau durch einen leichten Rückgang der Betriebe bei gleichzeitig leichtem Anstieg der bewirtschafteten Flächen und Baumanzahl auf der selbigen gekennzeichnet.
In Österreich dient eine Fläche von rund 15.900 ha ca. 3.800 Obstbaubetrieben um Erwerbsobst anzubauen. Davon entfallen rund 2.800 ha auf Niederösterreich, wo ca. 1.100 Betriebe im Erwerbsobstbau rund 18 % der österreichischen Obstbaufläche bewirtschaften.
Betrachtet man nur das Schalenobst, sind es ca. 720 Betriebe, die auf rund 1.600 ha österreichweit Schalenobst kultivieren. Die Steiermark liegt hier ganz klar auf Platz eins der Produktions-Bundesländer, da sowohl die Fläche, als auch der Ertrag ca. 70 % der österreichischen Anbaufläche bzw. des Gesamtertrags von Schalenobst ausmachen. In Niederösterreich gibt es ca. 120 Betriebe, die auf einer Fläche von rund 240 ha Schalenobst produzieren.
Biologisch werden ca. 37 % der Erwerbsobstbauflächen bewirtschaftet und sie wachsen stetig. Im Jahr 2020 gehörte jeder dritte Hektar von Obstbauanlagen einem Biobetrieb. Die größte Flächenzunahme im biologischen Erwerbsobstbau ging ab dem Jahr 2015 an die Nusserzeugung, da der Bio-Anbau von Walnussbäumen unterstützt wurde. Dadurch verzehntfachte sich die Fläche von Schalenobst.
Die Erntemenge von Walnüssen betrug 2021 in Österreich ca. 190 t, wovon ein Drittel aus Niederösterreich stammte.
Allgemein unterscheidet man beim Obstanbau zwischen extensiver und intensiver Bewirtschaftung. Unter intensiv versteht man einen klassischen Plantageobstbau, unter extensiv Streuobstwiesen, Obstalleen oder Obstbäume in Weingärten, Ackerflächen am Straßenrand oder als Einzelbaum. Typisch für den extensiven Anbau ist die Obstsortenvielfalt und die Durchmischung der Arten, Baumformen und Altersstufen. Sie prägen nicht nur die Kulturlandschaft, sie leisten auch einen wichtigen ökologischen Beitrag, da sie Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind, der Erholung dienen und für regionale Identität stehen. Da Streuobstwiesen vom Menschen geschaffen werden, bedürfen sie auch Pflege und Bewirtschaftung, um ihren Fortbestand zu sichern. Auf Streuobstwiesen wird vor allem Obst für den Eigengebrauch und Verarbeitungszwecke produziert, wie z. B. für die Saft- und Mostproduktion oder Walnüsse.
Pflanzsysteme
Beim Anlegen von Obstplantagen ist auf die Kombination von Sorten und Unterlagen, den Pflanzabstand und den Zustand der Jungbäume zu achten, welche möglichst kräftig sein sollten.
Die Standortwahl ist besonders im ökologischen Obstbau wichtig, da hier die Möglichkeit der Düngung und Pflanzenschutzausbringung beschränkt sind. Bodenvorbereitungen tragen zu einem guten Wachstum bei. Hierfür wird der Boden erst gelockert und anschließend mit Gründüngung und Komposterde bereitet. Gerüste stützen den Baum und können verschiedenartig ausfallen, sie sind verfügbar als Beton, verzinkter Stahl oder Holz. Außerdem sollten Nützlingsförderung und ökologische Ausgleichsflächen in die Planung einbezogen werden.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Baumerziehung zwischen Hoch-, Mittel- und Niederstamm. Während der Niederstamm eine Stammhöhe von 60 bis 80 cm aufweist, misst der Mittel- bzw. Halbstamm 80 bis 150 cm und der Hochstamm 160 bis 180 cm. Von der Höhe der Bäume ist der Abstand zwischen und innerhalb der Reihen abhängig. Während Hochstämme fast ausschließlich auf Streuobstwiesen verwendet werden, greift man auf Halb- oder Niederstamm-Formen für Obstanlagen zurück. Nussbäume werden so gut wie ausschließlich als Mittel- oder Hochstamm angebaut.
Nussbäume bevorzugen eine luftige Lage, da Blattkrankheiten durch länger andauernde Blattfeuchte begünstigt werden. Außerdem ziehen sie Hanglagen spätfrostgefährdeten Tallagen vor. Regnet es in den Sommermonaten, begünstigt das den Wuchs und den Ertrag. Der Nussbaum kann sowohl auf schwach sauren Böden wachsen, als auch auf kalkreichen Standorten gedeihen, die besten Bedingungen stellt allerding ein tiefgründiger und nährstoffreicher Lehmboden dar. Dieser findet sich in Österreich va in Weinbaugebieten und deren Umgebung, wodurch ihr Wachstum optimal begünstigt wird. Der Arbeitsaufwand bei Nussbäumen ist sehr gering. Geschnitten muss der Baum nur zum Aufbau der Krone werden, denn danach entwickeln sich die traditionellen Sorten auch ohne regelmäßigen Schnitt sehr gut. Darüber hinaus fällt noch etwas Bodenpflege an.
- Im extensiven Anbau werden Nussbäume im Abstand von mind. zehn bis 14 Metern gepflanzt. Sie werden als Bäume mit großer Krone als Halb- oder Hochstamm gepflanzt. In Form eines Hochstammes ist eine Besatzungsdichte von 100 Bäumen pro Hektar, wie dies in intensiv Anbausystemen üblich ist, nicht möglich.
- Bei intensiven Anbausystemen stehen pro Hektar ca. 150 bis 200 Bäume im Abstand von ca. acht Metern. Dies führt dazu, dass der tragende Zeitpunkt verfrüht wird und das Baumvolumen schneller an Größe gewinnt. Allerdings werden bei Ertragseintritt ca. ein Drittel bis zu der Hälfte der Bäume gefällt, sodass der gewünschte Endabstand erreicht wird. Ziel ist die Bepflanzungsdichte von ca. 100 Bäumen pro Hektar, eine Stammhöhe von etwa zwei Metern und eine runde Kronenform. Diese wird herangezogen, indem man neben dem Mitteltrieb drei Leitäste zieht.
Die Edelkastanie kann eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen. Das stark verzweigte Wurzelsystem kann auch gut in steilen Hanglagen wurzeln und diese vor Erosion schützen. Sie bevorzugen als Standort einen tiefgründigen, lockeren und nährstoffreichen Boden. Für die Auspflanzung verwendet man vorwiegend veredelte Bäume, da diese nicht erst nach 15 Jahren Ertrag bringen. Die Bäume müssen nur im Jugendstadium durch Schnitte formiert werden, danach ist so gut wie kein Schnitt mehr notwendig.
- Der Anbau in Intensivanlagen ist nicht allzu sehr verbreitet, in der Steiermark und im Burgenland gibt es aber mittlerweile Edelkastanienanlagen auf einer Fläche von ca. 40 ha. Häufiger findet man Edelkastanienbäume als Einzelbäume, in kleinen Gruppen oder Alleen.
Haselnüsse können als Strauchform angebaut und vegetativ als Stecklinge vermehrt werden. Pro Hektar kann eine Bepflanzungsdichte von 400 bis 600 Stück erreicht werden, dafür wählt man einen Pflanzabstand zwischen den Reihen von drei bis sechs Meter und Abstände in den Reihen von zwei bis fünf Meter. Haselnussanlagen können bis zu 100 Jahre alt werden und bei guter Besonnung des gesamten Strauches langfristig Ernteerfolge erzielen. Veredelte Haselnusssorten können auch als Halbstamm in Form einer Spindel gezogen werden. Dadurch beträgt die Stammhöhe ca. einen Meter und die Pflanzabstände fünf mal vier Meter. Die Vorteile der Veredelung sind beispielsweise eine bessere Durchwurzelung, Vereinfachung der Pflege und der Ernte, sowie Verfrühung des Eintritts selbiger.
Schädlinge, Krankheiten und Frost
Der Schädlingsbefall geht vor allem von Schmetterlingsraupen und Blattläuse aus. Da junge Bäume noch nicht genug Kraft für die Regeneration nach den Fraßschäden besitzen, kann dies negative Folgen haben. Aus diesem Grund sollte der Bestand regelmäßig auf einen Befall kontrolliert werden. Während Läuse mit einem starken Wasserstrahl entfernt werden können, gestaltet sich das Entfernen von Raupen schwieriger, da sie sich auch unter die Rinde fressen können, müssen die befallenen Stellen großzügig entfernt werden. Präventiv können Gelbtafeln aufgehängt oder natürliche oder chemische Spritzmittel ausgebracht werden.
Obstarten bevorzugen meist ein warmes Klima, dennoch ist die Klimaerwärmung nicht förderlich für die Produktion, da die Gehölze früher austreiben und die Zeitspanne der möglichen Spätfröste zunimmt. Dieser kann dazu führen, dass die Blüten erfrieren, junge Triebe absterben oder die Stämme tiefe Frostrisse davontragen. Die Frostempfindlichkeit im Frühjahr von Edelkastanien und Walnussbäumen ist mit jener des Apfels vergleichbar und stellt ein wesentliches Anbaurisiko dar.
In der Saison 2016/2017 kam es zum Beispiel aufgrund von Spätfrost zu einem um zwei Drittel verminderten Ernteertrages gegenüber dem Vorjahr 2015/2016.
- Ein Schädling, welcher sich von Nordamerika ausgehend in den letzten Jahren in Europa ausgebreitet hat, ist die Walnussfruchtfliege. Die Weibchen legen ihre Eier unter die grüne Fruchtschalenhaut, wo die Larven schlüpfen und sich diese in die Fruchtschale fressen. Durch Beschädigung der äußeren Schale, fehlt nicht nur die Schutzschicht, es wird auch die Versorgung des Nusskerns unterbrochen, wodurch die Qualität der Nuss leidet. Gegenmaßnahmen können entweder das Vernichten befallener Früchte, das Aufhängen von Gelbtafeln, das Bedecken des Bodens mit Folie oder Spannnetzen, das Umgraben, Hühner- und Laufentenhaltung oder der Einsatz von spätreifenden Sorten sein.
- Ein Schaden, welcher durch Bakterien entsteht ist der Bakterielle Walnussbrand, welcher die Blätter schädigt, die Wasserversorgung stört und es dadurch zu einem vorzeitigen Fruchtfall kommt. Der Bakterienbrand wird gefördert durch feuchte Sommer und ausbleibende Dauerfröste, und leicht verbreitet zB durch Regen oder Insekten. Da es für diese Krankheit keine wirksamen Bekämpfungsmittel gibt, ist ein regelmäßiges Kontrollieren des Bestandes notwendig.
- Die Pilzkrankheit Marssonina ist eine Blattfleckenkrankheit und aufgrund des ähnlichen Erscheinungsbildes nur schwer vom Bakterienbrand zu unterscheiden. Bei einem Pilzbefall kommt es ebenfalls zu einem verfrühten Fruchtfall, bei dem gleichzeitig der gesamte Baum geschwächt wird und die Früchte bis in den Kern verfaulen können. Als Gegenmaßnahme müssen befallene Pflanzenteile entfernt werden, da darauf der Pilz überwintert, der Baum sollte zwecks Luftzirkulation ausgelichtet werden und präventiv sollte auf resistente Sorten zurückgegriffen werden.
- Von den Schadinsekten ist die Japanische Esskastanien-Gallwespe eine der bedeutendsten. Ein Befall durch diesen Schädling hat nicht nur verminderte Blüten- und Fruchtbildung zur Folge, sondern ebenso die Schwächung des Baumes bis hin zum Absterben desselbigen. Weitere Schadinsekten sind die Larven des Frühen Kastanienwicklers, welche die unreifen Früchte befallen, jene des Kastanienwicklers und Esskastanienbohrers, welche die reifen Früchte schädigen und jene des Buchenwicklers.
- Wichtige Pilzkrankheiten sind der Esskastanienrindenkrebs und die Tintenkrankheit. Der Pilz des Esskastanienrindenkrebses dringt über offene Wunden in den Baum ein und unterbricht die Wasser- und Nährstoffversorgung, was zum Absterben des gesamten Baumes führen kann. Die Pilze der Tintenkrankheit befallen die Wurzeln und verbreiten sich über das Wasser im Boden. Begünstigt wird ihre Verbreitung, bei einem schlecht drainierten Untergrund. Ist ein Baum infiziert, wachsen die Bäume nur noch minimal und bilden nur noch kleine Früchte aus.
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